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Studie: Polizisten werten Asylsuchende und Wohnungslose eher ab

Die bislang größte Befragung von Polizisten in Deutschland nimmt auch mögliche menschenfeindliche Tendenzen in den Blick. Diese sind mal ausgeprägter und mal weniger ausgeprägt als in der Gesamtbevölkerung.

Polizisten werten einer Studie zufolge Asylsuchende und Wohnungslose im Schnitt eher ab als der Durchschnitt der Bevölkerung in Deutschland. Gegenüber Frauen, Muslimen und Juden seien sie dagegen weniger mit Vorurteilen behaftet, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung. Menschenfeindliche Positionen lassen sich demnach – wie in der Gesamtbevölkerung – auch in der Polizei feststellen.

“Es gibt null Toleranz gegenüber Rechtsextremismus, Rassismus und anderen Formen von Menschenfeindlichkeit”, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Jeder derartige Vorfall müsse deutliche Konsequenzen haben. “Das schulden wir der überwältigenden Mehrheit der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die für unsere vielfältige Gesellschaft einstehen.” Man wolle eine transparente Fehlerkultur stärken und der Entstehung und Verfestigung von Vorurteilen und Diskriminierungen konsequent entgegentreten.

Die Haltung der Polizeibeamtinnen und -beamten ist laut Studie mehrheitlich von Toleranz und Zustimmung zur Demokratie geprägt. Zugleich offenbarte die Befragung aber auch eine kleine Anzahl von Beschäftigten, die ein menschen- und demokratiefeindliches Weltbild aufweisen. Zudem gebe es einen klar erkennbaren Anteil, “der sich nur ambivalent, unentschlossen oder zaghaft zur Unterstützung von Demokratie, Diversität und ähnlichen Themen äußert”, hieß es. Die Forscher betonen, dass insbesondere dem Bewerbungs- und Auswahlverfahren vor Dienstantritt sowie einem guten Aus- und Fortbildungsangebot eine besondere Bedeutung zukomme.

Bei der von der Deutschen Hochschule der Polizei erstellten Studie “Motivation, Einstellung und Gewalt im Alltag von Polizeivollzugsbeamten – Megavo” handelt es sich laut Innenministerium um die bislang umfangreichste Befragung in der deutschen Polizeiforschung. In zwei bundesweiten Online-Erhebungen gaben jeweils mehr als 40.000 Befragte Auskunft zu Motivation, Zufriedenheit, Belastungen und ihren Einstellungen. Für den Vergleich zur Gesamtbevölkerung wurden Ergebnisse aus der sogenannten Mitte-Studie herangezogen.