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Studie: Mehr als 200 Frauen in NRW getötet – wegen ihres Geschlechts

Frauen sterben, weil sie Frauen sind: Immer wieder kommt es in Deutschland zu Femiziden. In NRW wurden solche Fälle nun erstmals von der Polizei ausgewertet.

In Nordrhein-Westfalen sind zwischen 2014 und 2023 laut einer Studie des Landeskriminalamts mindestens 235 Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet worden. Insgesamt wurden 522 Frauen Opfer eines vollendeten oder versuchten Femizids, wie die Landesregierung am Freitag in Düsseldorf mitteilte. In 87 Prozent der Fälle handelte es sich um Beziehungstaten, meist durch aktuelle oder ehemalige Partner. In 99 Prozent der Fälle waren die Täter männlich. 26 Prozent der Tatverdächtigen hatten keinen deutschen Pass.

Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich bestürzt über die Zahlen: “Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind. Jede dieser Taten ist eine Tragödie.” Gleichstellungsministerin Josefine Paul (Grüne) betonte, Gewalt von Männern gegen Frauen sei auch in Nordrhein-Westfalen alltäglich. Die Landesregierung wolle bestehende Schutzlücken schließen und Hilfsangebote ausbauen.

Den Angaben zufolge handelt es sich um die erste umfassende Studie des Landeskriminalamts zu Femiziden. Sie basiert auf einer Sonderauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik.

Femizid ist der Landesregierung zufolge in Deutschland bislang kein Straftatbestand oder Rechtsbegriff. Die Studie berief sich auf eine Definition des Europarates und der Vereinten Nationen. Demnach liegt ein versuchter oder vollendeter Femizid vor, wenn der Täter ein Mädchen oder eine Frau aufgrund geschlechtsspezifischer Motive oder Erwartungen und Vorstellungen getötet oder dies versucht hat.

Im Untersuchungszeitraum verzeichnete das Landeskriminalamt 1.666 versuchte und vollendete Tötungsdelikte an Frauen. Insgesamt sind dabei 908 Frauen gestorben. Bei 633 wurde eine Tötung aufgrund des Geschlechts ausgeschlossen. In 511 Fällen war die Zuordnung nicht möglich.

Um Femiziden vorzubeugen, empfehlen Experten, Kinder bereits gleichstellungsorientiert zu erziehen. So ließe sich verhindern, dass sich starre Rollenbilder verankern.