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Studie: Lichtverschmutzung wirft Nachtfalter aus der Flugbahn

“Männer umschwirr’n mich wie Motten um das Licht”, singt Marlene Dietrich. Das tun in der Realität aber nur ganz wenige Nachtfalter, haben Biologen herausgefunden. Ein Problem sind die Laternen für die Tiere trotzdem.

 Das Verhalten von Nachtfaltern verändert sich nicht nur im Lichtkegel von Straßenlampen, sondern auch im Dunkeln. Grund ist die zunehmende Lichtverschmutzung, wie die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) am Donnerstag mitteilte. Zoologen fanden dies demnach bei Experimenten in Kooperation mit Forschenden aus Berlin und Providence (USA) heraus. Nachzulesen sind die Ergebnisse im Fachjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America).

Dabei mussten die Forschenden nach eigenen Angaben eine zentrale Annahme verwerfen. Von den 95 untersuchten Nachtfaltern flogen demnach nicht die allermeisten ins Licht einer Straßenlaterne, sondern nur vier Prozent. Aber auch die anderen Insekten von vier untersuchten Arten seien von ihrer üblichen Flugbahn abgelenkt worden. “Sie flogen kurvig und nicht geradeaus”, sagte Jacqueline Degen, Leiterin einer Nachwuchsgruppe am Biozentrum der Würzburger Uni, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Auswirkungen der Lichtverschmutzung seien deutlich weitreichender und komplexer als bisher vermutet.

Außer künstlichem Licht spielt bei der Desorientierung der Nachtfalter nach den Forschungsergebnissen auch der Mond eine Rolle. So seien unterschiedliche Effekte beobachtet worden, je nachdem, ob der Mond über oder unter dem Horizont stand. Der Zusammenhang müsse aber noch genauer entschlüsselt werden.

So liefen die Experimente ab: Jedem beobachteten Nachtfalter wurde ein Transponder aufgeklebt, eine zwölf Millimeter lange Antenne. So ließ sich ihr Flug mittels Radar über eine Strecke von bis zu einem Kilometer verfolgen. Rund um den Startplatz der Falter waren im Abstand von 85 Metern sechs Straßenlaternen platziert. Das Ganze fand an einer Radaranlage in Großseelheim bei Marburg statt.

Wissenschaftlich gilt Lichtverschmutzung als eine der Ursachen für den starken Insektenschwund der vergangenen Jahre. Viele nachtaktive Insekten fliegen zu künstlichen Lichtquellen und umkreisen sie unaufhörlich. Dort werden sie zur leichten Beute für Fledermäuse und andere Räuber oder fallen irgendwann erschöpft zu Boden und sterben.

Degen sagte dazu, dieser Effekt sei aber offenbar nur die “Spitze des Eisbergs”, was die negativen Folgen künstlicher Lichtquellen für Tiere in der Nacht betreffe.