Die Kirchen mahnen immer wieder Nachhaltigkeit im Umweltschutz an. Doch auch sie selber stehen unter Beobachtung.
Den Kirchen in Deutschland fehlt laut Experten ein systematisches und strategisches Vorgehen in punkto Nachhaltigkeit. Dennoch bescheinigt ihnen eine neue Studie, dass sie in den Bereichen ökologische und soziale Nachhaltigkeit insgesamt gut aufgestellt seien.
Sie dürften sich aber nicht zurücklehnen, sagte der Autor des “Nachhaltigkeitsreports der Kirchen in Deutschland 2024”, Thomas de Nocker, am Freitag dem Internetportal katholisch.de in Bonn. “Die moralische Fallhöhe in diesem Bereich ist ziemlich hoch. Wer sich zum ‘Mahner, Mittler und Motor’ erklärt, der wird auch daran gemessen, was er von anderen verlangt. Das betrifft dann auch die Nachhaltigkeitsberichterstattung.”
Ab 2025 müssen die Jahresabschlüsse von fast allen Wirtschaftsunternehmen verpflichtend einen Nachhaltigkeitsbericht enthalten. Das gilt formal nicht für die Kirchen, weil sie Körperschaften des öffentlichen Rechts sind. Gleichzeitig haben sich die Bistümer dazu verpflichtet, solch einen Jahresabschluss nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) zu erstellen. Offen sei allerdings, wie das konkret geschehe, sagte der Theologe und Ökonom de Nocker. Eine systematische Vorgehensweise sei bislang nicht erkennbar.
“Als bedeutende gesellschaftliche Akteure werden Kirchen gegenüber der Öffentlichkeit hinsichtlich ihrer Rechenschaftspflicht ohnehin genauer beobachtet”, heißt es im Report. Es sei erwartbar, dass die Spendenbereitschaft zunehmend von einer Transparenz auch bei Nachhaltigkeit abhängen wird. Zudem könnten Geschäftspartner künftig solche Berichte verlangen oder die Vergabe öffentlicher Gelder an diese geknüpft werden. De Nocker ist Geschäftsführer des Beratungsinstituts “2denare” und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management in Essen. Der Nachhaltigkeitsreport ist nach eigenen Angaben der erste seiner Art.
Beim Thema Nachhaltigkeit im Raum der Kirchen geht es beispielsweise um den Umweltschutz und die zahlreichen Immobilien der Kirchen. Auch ein nachhaltiger Umgang mit Finanzen, Spenden und gute Personalführung stehen im Blickpunkt. Vor allem bei der sozialen Nachhaltigkeit bescheinigt der Ökonom den Kirchen gute Werte. “Die Mitarbeitenden in den Kirchen werden fair bezahlt, und Kirche leistet insgesamt einen sehr positiven Beitrag für die örtlichen Gemeinschaften und die Gesellschaft insgesamt.”
Einen wichtigen Ansatzpunkt für mehr Nachhaltigkeit sieht die Studie bei kirchlichen Immobilien. So heißt es im Bericht, dass die Landeskirchen und Bistümer mit geschätzt über 2 Millionen Tonnen jährlichem CO2-Verbrauch zu etwa 0,3 Prozent der Treibhaus-Emissionen in Deutschland beitragen. Nehme man noch die zahlreichen, nicht von Klimaschutzkonzepten erfassten, Einrichtungen, Verbände, Orden und Hilfswerke dazu, lasse sich der Anteil auf etwas unter einem Prozent schätzen.