“Mama, das Handy gehört nicht zur Familie”: ein Satz eines Grundschulkindes, der nachdenklich stimmt. Rasch Nachrichten checken oder googeln – das alles wirke sich auf zusehende Kinder aus, sagt eine neue Meta-Studie.
Ständige Handypräsenz von Eltern wirkt sich negativ auf die Entwicklung von Kindern aus: Dadurch leidet etwa deren Denk- und Aufnahmefähigkeit. Zu diesem Schluss kommt eine neue australische Studie, die zahlreiche internationale Untersuchungen zu dem Thema auswertet.
Sie ist jetzt in der amerikanischen Fachzeitschrift für Kinderheilkunde “Jama Pediatrics” erschienen und befasst sich mit dem Thema “Technoferenz”; dabei geht es um die Technologienutzung von Eltern in Anwesenheit eines Kindes unter fünf Jahren. Dies stelle “ein wachsendes Problem in der Familiendynamik” dar: Eine Umfrage in der Türkei ergab etwa, dass 70 Prozent der Eltern bei gemeinsamen Mahlzeiten oder beim Spielen mit Kindern zum Smartphone greifen.
Für die Meta-Analyse von 21 Studien wurden rund 15.000 Teilnehmer aus zehn Ländern erfasst. Dabei ging es um den Zusammenhang zwischen der Dauer der elterlichen Nutzung digitaler Medien in Anwesenheit ihrer Kinder und möglichen gesundheitlichen Auswirkungen.
Dies ergab, dass Technologienutzung der Eltern in Anwesenheit ihrer Kinder “signifikant” mit schlechterer Kognition und prosozialem Verhalten, geringerer Bindung, einem höheren Maß an psychischen Problemen sowie einer längeren Bildschirmzeit verbunden war. Es handele sich um eine “negative Entwicklung in allen Bereichen”, hieß es.
Zwar seien diese Effekte eher in kleinerem Umfang festgestellt worden. Dies sei aber kein Grund zur Beruhigung, sagte Studienautor Marcelo Toledo-Vargas der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”: “Auch kleine Effekte können bedeutend sein, gerade wenn wir sie in einem großen Maßstab betrachten.” Es sei eben keine Seltenheit, dass Eltern im Beisein ihrer Kinder ihr Handy benutzen.
Wenn Vater oder Mutter nicht sofort oder nicht mit voller Aufmerksamkeit auf Bemühungen eines Kindes um Interaktion reagieren könnten, habe das Konsequenzen: Es mindere die Chancen für geistig anregende Aktivitäten und hemme die kindliche Entwicklung. “Hochwertige, anhaltende und wechselseitige Interaktionen, insbesondere in der häuslichen Umgebung, in der Kleinkinder die meiste Zeit verbringen, sind für die kognitive Entwicklung unerlässlich”, schreiben die Forscher.
Keine der analysierten Studien untersuchte indes die Auswirkung von Technoferenz auf die motorische Entwicklung, körperliche Aktivität oder den Schlaf von Kleinkindern. Hier sei weitere Forschung nötig, so die Autoren, um potenzielle negative Auswirkungen minimieren zu können.