Ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland wäre bereit, an einzelnen Tagen mehr als zehn Stunden zu arbeiten. Eine unbegrenzte tägliche Arbeitszeit lehnen 73 Prozent der Beschäftigten aber ab, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg am Dienstag mit. Die Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD plant in ihrem Koalitionsvertrag Maßnahmen zur Flexibilisierung und Ausschöpfung der Arbeitszeit, etwa steuerliche Entlastungen von Überstundenzuschlägen und Anreize zur Ausweitung von Teilzeit.
45 Prozent der Vollzeitbeschäftigten seien eher bereit, mehr Überstunden als bislang zu leisten, wenn sie sie sich mit einem steuerfreien Zuschlag auszahlen lassen könnten, hieß es weiter. Bei den Vollzeitbeschäftigten unter 30 Jahren seien es sogar etwa 60 Prozent, bei den über 60-Jährigen nur 37 Prozent. Zehn Prozent der Vollzeitbeschäftigten arbeiten den Angaben zufolge schon jetzt häufig mehr als zehn Stunden an einzelnen Tagen. Für 14 Prozent ist es aktuell möglich, Überstunden zu leisten und sich von ihrem Arbeitgeber mit Zuschlag auszahlen zu lassen.
Bei den Teilzeitbeschäftigten könnten sich etwa 33 Prozent vorstellen, mit der Aussicht auf eine einmalige Prämie ihre Stundenzahl zu erhöhen, im Mittel um sechs Stunden pro Woche. Auch hier lag die Bereitschaft bei den Jüngeren höher: Von den Unter-30-Jährigen waren 48 (eher) bereit, mit einer einmaligen Prämie ihre Stundenzahl dauerhaft auszuweiten, bei den über 60-Jährigen waren es nur 24 Prozent. Unter den aktuellen Bedingungen möchten bereits 16 Prozent der Teilzeitbeschäftigten ihre Wochenarbeitszeit dauerhaft erhöhen.
Die Wirkung der Anreize zur Ausweitung von Teilzeit hänge stark davon ab, welche Zielgruppen man erreichen wolle und ob strukturelle Hürden – etwa bei der Kinderbetreuung – bestehen blieben, sagte IAB-Forscher Jens Stegmaier. Steuerliche Anreize reichten nicht aus, sagte sein Kollege Jonas A. Weik laut Mitteilung. Nach dem Inkrafttreten der gesetzlichen Änderungen müssten Arbeitgeber außerdem bereit sein, Überstundenzuschläge anzubieten und mit Teilzeitbeschäftigten individuelle Lösungen für die Aufstockung der Arbeitszeit zu finden.
Die IAB-Studie beruht auf Daten der Online-Befragung „Arbeiten und Leben in Deutschland“ der erwerbsfähigen Bevölkerung von 18 bis 65 Jahren. Die Ergebnisse beziehen sich auf 3.800 Befragte, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind und in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten. Das IAB ist Teil der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg. (1966/17.06.2025)