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Strukturelle Schlankheitskur für bayerische Landeskirche

Seit November 2023 ist Thomas Prieto Peral als Regionalbischof von München und Oberbayern zuständig für sieben Dekanate mit 150 Gemeinden. Bald könnten es ein paar mehr sein: Elf Dekanate mit 247 Gemeinden würde der künftige Kirchenkreis Süd – so der Arbeitstitel – umfassen, wenn es nach den aktuellen Plänen geht. Eine Sichtung der Aufgaben werde dann „unbedingt nötig“ sein, sagte Prieto Peral im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Dekane der elf Dekanatsbezirke bräuchten „mehr Kompetenz für abschließende Entscheidungen“. Es sei in einem größeren Zuschnitt nicht mehr möglich, „dass jeder Fortbildungsantrag zur Kontrolle über meinen Tisch geht“, erklärte der frühere Planungsreferent der Landeskirche.

Zugleich betonte Prieto Peral, dass die Struktur der bayerischen Landeskirche „immer veränderlich“ gewesen sei. 1920 habe es nur die drei Kirchenkreise Ansbach, Bayreuth und München gegeben, aus denen sich später mit Nürnberg, Regensburg und – erst 1971 – Augsburg drei weitere Einheiten entwickelt hätten. „Neu ist nur die Richtung hin zur Fusion“, so der Theologe. Insgesamt sollen die Verwaltungsabteilungen und die Kirchenkreise der bayerischen Protestanten von sechs auf vier reduziert werden. Hintergrund ist die prognostizierte Halbierung von Mitgliedszahlen und Finanzmitteln bis 2050.

Dass München und Augsburg bei der Verschlankung der Institution den Anfang machen, liegt nahe: Im Herbst 2024 wird der Augsburger Regionalbischof Axel Piper in Ruhestand gehen. Von den bisher fünf Dekanaten des Kirchenkreises Augsburg sollen vier zusammen mit München einen neuen Kirchenkreis „Süd“ bilden. Lediglich das Dekanat Donauries soll nach bisherigen Plänen zum Kirchenkreis Regensburg kommen.

Die drei großen Aufgaben eines Regionalbischofs seien für ihn die Themen Personalentwicklung, Unterstützung der Dekanatsbezirke bei der Gemeindeentwicklung sowie öffentliche Repräsentanz mit theologischer Schwerpunktsetzung durch Vorträge und Predigten, sagte Prieto Peral. Bei der Einsegnung junger Pfarrerinnen und Pfarrer, die ebenfalls Sache des Regionalbischofs ist, seien nicht mehr als sechs bis acht Gottesdienste pro Halbjahr machbar: „Wenn es also in einem Jahr viele sind, werden wir wieder zur Gruppenordination zurückkehren – so war das früher ja auch.“ Bei der Frage nach dem künftigen Dienstsitz sei er offen: „Wir müssen pragmatisch schauen, von welchem Ort aus sich meine Präsenz im Kirchenkreis am besten organisieren lässt.“ Eine Doppelstruktur beizubehalten halte er nicht für sinnvoll.

Zusammen mit Wittenberg sei Augsburg die Stadt, die für Lutheraner weltweit prägend sei, betonte Prieto Peral. Für ihn als „Münchner Kind“ sei es normal, dass evangelische Kirchen höchstens 70 Jahre alt seien. Das protestantische Selbstverständnis der freien Reichsstädte in Schwaben beeindrucke ihn: „Ich werde mich dieser großen evangelischen Geschichte mit allem Respekt nähern“, sagte der Theologe. (00/1403/06.05.2024)