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Stille Nacht im Fußballstadion

Das Singen von Advents- und Weihnachtsliedern in Fußballstadien wird immer beliebter. Angefangen hat es im Jahr 2003 in Berlin. Heute wird vielerorts gesungen, wo sonst gekickt wird.

Beim Adventssingen im Max-Morlock-Stadion in Nürnberg wurde auch Stille Nacht gesungen
Beim Adventssingen im Max-Morlock-Stadion in Nürnberg wurde auch Stille Nacht gesungenKarin Ilgenfritz

Begeisterung – mehrere Zehntausend Menschen singen und feiern im Stadion von Borussia Dortmund. Aber diesmal geht es nicht um Fußball: Über 73.000 Menschen kamen dort am zweiten Advent zusammen, um sich auf Weihnachten einzustimmen. Kim Höffchen aus Castrop-Rauxel war bereits vor der Corona-Zeit einmal in Dortmund dabei. „Das war beeindruckend“, sagt sie. Diesmal hat sie keine Karte für Dortmund bekommen. Jetzt nutzt sie die Chance bei einem Verwandtenbesuch in Franken, um das Stadionsingen in Nürnberg zu besuchen.

Stadionsingen: Eine Tradition aus Berlin

Die Tradition des Weihnachtssingens begann 2003 im Stadion „An der Alten Försterei“ in Berlin. Damals trafen sich 89 Anhänger und Anhängerinnen des Fan-Clubs „Alt-Unioner“, um Weihnachtslieder zu singen. Aus dieser Zusammenkunft entwickelte sich ein jährliches Treffen, das über 28 000 Teilnehmer anzieht. Ähnliche Veranstaltungen gibt es mittlerweile in anderen Städten, etwa in Essen und Bochum, wo die Creative Kirche ins Fußballstadion einlädt.

In Nürnberg fand das erste Adventssingen 2018 statt. Diesmal kamen 10 900 Menschen zusammen. Das Stadion fasst 50 000 Menschen. „Es ist schade, dass viele Plätze leer sind“, sagt Kim Höffchen. Die 21-Jährige will Grundschullehrerin werden und studiert in Dortmund. Sie stellt einen Unterschied fest zu ihrem Sing-Erlebnis in Dortmund: „Dort ging es auch viel um Fußball. und es war nicht so christlich wie hier in Nürnberg.“ Im Nürnberger Max Morlock Stadion sprechen zu Beginn der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein und sein katholischer Kollege. Körnlein sagt, Christinnen und Christen „weigern sich, finster zu sein, Advent ist das ,Nein‘ zur Finsteris“.

Christliche Lieder auf deutsch beim Stadionsingen in Nürnberg

Auch die Liedauswahl ist eine ganz andere als in Dortmund, stellt Kim Höffchen fest. „Hier werden christliche Lieder gesungen und fast alle auf deutsch. Ich habe etwas anderes erwartet – eher die englischen Lieder, die auch im Radio laufen.“ Gut findet sie es dennoch. „Es ist ja auch eine Chance, wenn Menschen hierher kommen, die sonst nicht in die Kirche gehen.“ Beeindruckt ist sie von dem Jungen, der die Weihnachtsgeschichte nach Lukas vorliest. „Da gehört Mut dazu, er hat das gut gemacht.“

Insgesamt singt die Masse 20 Lieder. Darunter „Alle Jahre wieder“, „Es ist ein Ros entsprungen“, „Jingle Bells“, „Nun freut euch ihr Christen“ und „Stille Nacht“. Dazwischen gibt es immer wieder Unterbrechungen. Neben den Kirchenvertretern richtet auch der Oberbürgermeister ein paar Worte an die Menschen. Eine Spende wird an die Rettungshundestaffeln der Johanniter und der DLRG überreicht. Außerdem wird ziemlich zu Beginn das Friedenslicht aus Bethlehem an alle weitergegeben. Jede und jeder bekam am Eingang neben dem Liederheft auch eine Kerze. „Das finde ich eine tolle Idee“, sagt Kim Höffchen. „Auch, dass wir das einander weitergegeben haben.“

Sie findet, so eine Veranstaltung ist ein prima Ausflug. „Das ist auch was für Familien, sogar mit kleineren Kindern.“ Allerdings rät sie allen, die zu so einer Veranstaltung gehen: „Warm anziehen, am besten eine Decke mitnehmen. Man will das Singen ja genießen können.