UK 32/2015, Kirchenlieder (Seite 1: „Stille Nacht“ wird EU-Liedgut“)
Es ist ja wirklich sehr erfreulich, dass dieses erstmals im Jahr 1818 in Österreich gesungene Lied, das inzwischen in mehr als 300 Sprachen übersetzt worden ist, zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe gekürt worden ist.
Bei uns in Deutschland wurde dieser Klassiker nachweislich zum ersten Mal im Jahr 1832 in Leipzig gesungen. Dass das Lied hier sehr früh gesungen wurde, verdanken wir dem Hamburger Diakonie-Gründer Hinrich Wichern. Inzwischen wurde dieses Lied zu einem regelrechten „Exportschlager“, könnte man vielleicht formulieren.
Sowohl im evangelischen Gesangbuch eG als auch im neuen Gotteslob GL sind lediglich die uns allen bekannten drei Strophen verzeichnet. Schon vor mehreren Jahrzehnten sangen wir in der Müscheder St. Hubertuskirche jedoch alle sechs Strophen. Bei einem Besuch in Österreich stellte ich fest, dass „Stille Nacht“ im Hauptteil des Gesangbuches mit den bekannten drei Strophen verzeichnet ist und im Landesanhang sogar mit allen sechs Strophen, sowohl in deutscher Sprache als aber auch in mehreren weiteren Sprachen der angrenzenden Nachbarländer zu lesen ist, nämlich in deutscher, ungarischer, slowenischer, burgenländischer, kroatischer und romanischer Sprache. Es gibt in unseren Gebet-und Gesangbüchern kein weiteres Lied, das in so vielen Sprachen zu finden ist.
Nachfolgend notiere ich die uns weniger bekannten drei Strophen:
Stille Nacht! Heilige Nacht! Die der Welt Heil gebracht. Aus des Himmels goldenen Höhn uns der Gnaden Fülle lässt sehn, Jesum in Menschengestalt.
Stille Nacht! Heilige Nacht! Wo sich heut alle Macht väterlicher Liebe ergoss und uns als Bruder huldvoll umschloss, Jesus, der Völker der Welt.
Stille Nacht! Heilige Nacht! Lange schon uns bedacht, als der Herr vom Grimme befreit in der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß.
Albert H. Hoffmann, Arnsberg-Müschede