Was die Bomben des Zweiten Weltkriegs übriggelassen haben, wurde danach oft bedenkenlos plattgemacht. Dagegen gründete sich 1985 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Doch sie warnt: Das Land verliert weiter sein Gesicht.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) sieht den Denkmalschutz in Deutschland stark bedroht. Aktuell gehe jeden Tag mindestens ein Denkmal im Land verloren: durch Abriss, Vernachlässigung, durch bewusste Entscheidungen häufig unter dem Vorwand wirtschaftlicher oder ökologischer Zwänge, sagte Stiftungs-Vorstand Steffen Skudelny am Dienstag vor Journalisten in Berlin.
Er präsentierte erstmals ein “Schwarzbuch der Denkmalpflege”, das verlorene und gefährdete Denkmale im Zeitraum 2023/2024 vorstellt und ihre Geschichte erzählt. Aufgeführt werden aber auch einige gerettete Denkmale. Ein solches Schwarzbuch soll künftig jedes Jahr erscheinen.
Wie viele Denkmale Deutschland hat und wie viele vernichtet werden, darüber gibt es keine genauen Zahlen. Nach Schätzungen der Stiftung sind nur drei bis vier Prozent des Baubestands in der Bundesrepublik denkmalgeschützt. Dabei seien Denkmale eine “Quelle und Basis für die Zukunft”; sie prägten das Gesicht vieler Städte und Dörfer. Das Schwarzbuch verweist darauf, dass 2023 und 2024 pro Jahr jeweils mehr als 400 Denkmale aus den Denkmallisten der Bundesländer ausgetragen worden seien. “Zumeist bedeutet das ihren anstehenden oder bereits erfolgten Verlust.”
Besonders gefährdet sind laut Schwarzbuch jüngere Denkmale, deren Wert von der Öffentlichkeit noch nicht verstanden wird. Auch inhaltlich “unbequeme” Bauwerke, die an negative historische Ereignisse oder Zeiten erinnern – etwa Gefängnisse, Konzentrationslager oder Repräsentationsbauten der Nazis oder der DDR – seien bedroht. Ein besonders schlechtes Zeugnis stellt das Schwarzbuch der Deutschen Bahn aus, die als einer der bedeutendsten Denkmaleigentümer des Landes oftmals eigenmächtig bedeutende Zeugnisse der Vergangenheit zerstöre.
“Nicht nur fehlende Fördermittel, sondern auch Unwissen und Ignoranz gefährden unseren kleinen Denkmalbestand”, erklärte Skudelny. “Gerade aus dem politischen Bereich nimmt die Unterstützung für den Erhalt unserer gebauten Geschichte mehr und mehr ab.” Deutschland riskiere, dass kulturelle Meisterleistungen und Geschichtszeugnisse früherer Epochen verschwänden.
Die Stiftung fordert in dem Schwarzbuch unter anderem eine bundesweit einheitliche Erfassung des Denkmalbestands. Auch sollte es eine transparente Veröffentlichung von Abrissvorhaben, Streichungen von der Denkmalliste und Denkmalverlusten geben. Gleichzeitig möchte die Stiftung durch das Schwarzbuch “Missverständnisse und Verzerrungen widerlegen, die das Bild von Denkmalschutz in der Öffentlichkeit prägen, und auf den Wert und die Wandelbarkeit von Denkmalen aufmerksam machen”.
Die Stiftung hatte im April ihren 40. Geburtstag gefeiert. Mit Hilfe von 200.000 privaten Förderern und durch Mittel der Lotterie Glücksspirale hat sie nach eigenen Angaben seit 1985 über 7.400 Denkmale mit beinahe 800 Millionen Euro gefördert.