Das Städel-Museum in Frankfurt am Main schildert den Aufstieg von Künstlerinnen in der Männerdomäne Kunst zwischen 1880 und 1933. Eine jahrelange „detektivische Spurensuche“ habe zur Wiederentdeckung von 26 Künstlerinnen um 1900 geführt, sagte Städel-Direktor Philipp Demandt am Dienstag. Die Ausstellung „Städel Frauen“ konzentriere sich auf die Netzwerke deutscher Künstlerinnen zwischen Paris und Frankfurt. „Eine Überraschung ist die durchgängig extrem hohe Qualität der Kunstwerke.“ Die Schau präsentiert vom 10. Juli bis 27. Oktober rund 80 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen.
Frauen waren nach Demandts Angaben in Deutschland bis 1919 vom Studium an staatlichen Kunsthochschulen ausgeschlossen. Neben der Einschränkung ihrer individuellen Freiheit sprachen Vorurteile ihnen Kunstfertigkeit und Schöpferkraft ab. Die Ausstellung zeigt, dass Künstlerinnen wie Ottilie W. Roederstein (1859-1937), Louise Catherine Breslau (1856-1927) oder Marie Bertuch (1851-1932) private Kunstakademien in Paris zur Ausbildung aufsuchten. Die Motive der Werke richteten sich meist nach dem Kunstmarkt: Frauenporträts, Mutter-Kind-Darstellungen oder Ausflugsszenen.
In Deutschland fanden die Künstlerinnen Anknüpfungspunkte in Frankfurt am Main, wo das Städelsche Kunstinstitut Frauen seit 1869 in einem „Damenatelier“ für Malerei aufnahm. Einige wie Roederstein oder Louise Schmidt (1874-1942) waren zur Jahrhundertwende dort auch als Lehrende tätig. Die Schau zeigt, wie Künstlerinnen den Umbruch in den 1920er Jahren mitgestalteten. In der 1923 nach dem Vorbild des Weimarer Bauhauses neu formierten Frankfurter Kunstgewerbeschule fertigten Malerinnen wie Erna Auerbach (1897-1975) etwa Porträts der emanzipierten „neuen Frau“. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 endete diese Ära.
Einige der wiederentdeckten und zum Teil erworbenen Werke würden in die Dauerausstellung des Museums übernommen, sagte Direktor Demandt: „Der Blick auf die Situation von Künstlerinnen um die Jahrhundertwende und ihren Einfluss auf die Entwicklung der modernen Kunst wird sich mit dieser Ausstellung nachhaltig verändern.“