Artikel teilen:

Stäblein erteilt Garnisonkirchenschiff erneut Absage

In der Debatte über den früheren Standort der Potsdamer Garnisonkirche hat sich der evangelische Bischof Christian Stäblein erneut gegen einen Wiederaufbau des Kirchenschiffs ausgesprochen. „Ich sehe kein Kirchenschiff dort jetzt“, sagte er am Samstag bei der Herbsttagung der Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz in Berlin. „Das ist nicht unser Auftrag“, betonte er. Sollten kommende Generationen dies anders sehen, könnten diese neue Entscheidungen treffen. Der im August eröffnete neue Garnisonkirchturm sei jedoch ein Friedenszentrum, das auch mit Blick auf aktuelle Kriege und Konflikte dringend gebraucht werde.

Drei Monate nach der Eröffnung des neuen Turms mit Ausstellung und Aussichtsplattform bewertet die Trägerstiftung das Besucherinteresse positiv. Stiftungsvorstand Peter Leinemann sagte vor dem Kirchenparlament, vom 23. August bis zum 28. Oktober seien 10.000 zahlende Besucherinnen und Besucher gezählt worden. „Wir sind damit sehr zufrieden“, sagte er. Die dennoch „eher schwachen Besucherzahlen“ seien der späten Eröffnung geschuldet. Aktuelle Angaben machte er nicht. Es seien bisher gut 100.000 Euro Einnahmen erzielt worden, sagte er: „Die Einnahmen liegen derzeit im Plan.“

Leinemann sagte, die Stiftung sei mit den kirchlichen Kreditgebern über die Rückzahlung der Darlehen im Gespräch. Es werde keine Möglichkeit gesehen, mit der Tilgung bereits im laufenden Jahr zu beginnen. Mögliche Überschüsse aus dem Betrieb des Turms sollten 2025 und 2026 nach Vorstellung der Stiftung zunächst in Rücklagen gehen, sagte der kaufmännische Vorstand: „Wenn danach Geld übrig bleibt, sollen unbedingt die Darlehen getilgt werden.“

Leinemann sagte, ob sich ein Defizit abzeichne oder nicht, könne noch nicht bewertet werden. Prognosen über einen gesamten Jahresverlauf seien noch nicht möglich. In diesem Jahr fehlten wegen der erst im August erfolgten Eröffnung rund acht Monate, um dies abzuschätzen. Für den Bau des mehr als 40 Millionen Euro teuren Turms wurden insgesamt fünf Millionen Euro kirchliche Darlehen gewährt. Mehr als 20 Millionen Euro wurden aus Bundesmitteln finanziert.

Ein Antrag des kirchlichen Jugendverbandes, der sich für den Erhalt des Kunst- und Kreativhauses Rechenzentrum unmittelbar neben dem neuen Garnisonkirchturm aussprach, wurde bei der Synodentagung in Berlin zurückgezogen. In Potsdam zeichne sich derzeit ein Erhalt des Rechenzentrums ab, sagte der Vorsitzende Yannik Reckner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine Stellungnahme dazu sei deshalb derzeit nicht erforderlich. Das aus DDR-Zeiten stammende Gebäude steht zu einem kleinen Teil auf dem Grundstück des früheren Kirchenschiffs der Garnisonkirche.

In dem Antrag, der sich auch gegen einen möglichen Wiederaufbau des Kirchenschiffs richtete, hieß es, das Rechenzentrum habe sich als „lebendiger Ort der Kreativität, der Kultur und des sozialen Austauschs etabliert“. Für viele sei es ein unverzichtbarer Raum, der der Stadt wichtige Impulse gebe und eine Plattform für innovative Ideen biete. Der teilweise oder vollständige Abriss wäre ein Verlust für die Vielfalt und Lebendigkeit in Potsdam.