Artikel teilen:

Staatskanzleichef lüftet Geheimnis um Bischofsernennungen

Kürt der Papst einen neuen Bischof in Bayern, muss er vor der Ernennung eine Erlaubnis in München einholen. Wie das vor sich geht, ist jetzt bekannt geworden.

 Um die staatliche Mitwirkung an der Ernennung der katholischen Bischöfe in Bayern ranken sich manche Geheimnisse und Gerüchte. Mit einigen hat am Dienstag Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) aufgeräumt. Vom Recht, politische Einwände gegen einen vom Papst ausgewählten Kandidaten zu erheben, habe die Staatsregierung seines Wissens “noch nie” Gebrauch gemacht. Auf Nachfrage präzisierte Herrmann, dies gelte zumindest “für die Geschichte des Freistaats Bayern”, also die Zeit nach 1918.

Herrmann äußerte sich beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Bayern-Konkordats. Dieser völkerrechtliche Vertrag zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Freistaat regelt auch das Verfahren von Bischofsernennungen. Anders als in anderen deutschen Bistümern hat der Papst in Bayern weitgehend freie Hand.

Der Staatsminister erklärte, wenn er aus Rom den Namen erfahre, spreche er danach nur mit dem Ministerpräsidenten und der Kultusministerin darüber, nicht aber am Kabinettstisch. “Da könnte ihn ja jemand leaken.”

Aus demselben Grund übermittle er dann die laut Konkordat erforderliche politische Unbedenklichkeitserklärung hinsichtlich des Kandidaten an den Papst-Botschafter in Deutschland, “von Ohr zu Ohr”. Herrmann fügte hinzu, er finde diesen Vorgang “ausgesprochen spannend”. Der aktuelle Papst-Botschafter in Berlin, Erzbischof Nikola Eterovic, nahm auch an dem Festakt teil.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx wies in einer Podiumsdiskussion darauf hin, dass das Verfahren nicht immer so bleiben müsse. “Wenn Papst Franziskus mehr Synodalität will, kann das auch Auswirkungen auf die Ernennung von Bischöfen haben und zu mehr Mitwirkung der Ortskirchen führen”, sagte er. “Unter dem Strich” habe die bisherige Vorgehensweise aber “doch sehr geholfen, dass Bischöfe nicht unter den Druck lokaler Mächte kommen”, erinnerte Marx.