Würzburg/Hildesheim (epd). Spitznamen sind – auch wenn sie mitunter boshaft und spöttisch gemeint sind – dem Autor Guido Fuchs zufolge auch eine Form von Wertschätzung. Wer mit solchen Namen bedacht werde, «wird zumindest von anderen wahrgenommen», sagte der frühere Würzburger Professor für Liturgiewissenschaften. Für sein neues Buch «Vorwiegend heiter bis boshaft» hat er sich mit Spitznamen in der Literatur befasst – etwa mit Wolfgang Herrndorfs Roman «Tschick», in dem sich der Ich-Erzähler Maik Klingenberg, der als Langweiler gilt, sehnlichst einen Spitznamen wünscht.
Fuchs zufolge, der in Hildesheim ein privates Institut für Liturgie- und Alltagskultur betreibt, gibt es zwischen Spitznamen im öffentlichen und privaten Bereich nur wenig Unterschiede. Spitznamen wie «Birne» für Helmut Kohl oder «Mutti» für Angela Merkel gebe es auch im Privaten, der Unterschied liege lediglich «im Fokus der
Aufmerksamkeit», sagte er. In der Politik würden Spitznamen außerdem auch gezielt zur persönlichen Auseinandersetzung mit dem Gegner verwendet. So schmähten etwa die Konservativen den ersten SPD-Bundeskanzler Willy Brandt als «Willy Weinbrand», erläuterte er.