Die Eis- und Bronzezeit, die Welt der Römer sowie der Wikinger und vieles mehr – aktuell begeistert eine Sonderausstellung im archäologischen Museum Hamburg besonders die jüngsten Besucherinnen und Besucher: In 14 großen Schaupanoramen, mit über 5.000 Playmobil-Figuren sowie 50.000 Einzelteilen werden hier vergangene Epochen und ferne Kulturen wieder lebendig.
Dabei sind die Kinder zum Mitspielen ausdrücklich eingeladen. Was macht da mitten zwischen den Dinosauriern ein Forscher mit Lupe? Genau, der gehört dort nicht hin. Immer wieder sind in den aufwändig inszenierten Miniaturwelten Fehler eingebaut, die es zu entdecken gilt.
Eine “archäologische Zeitreise”
“Bisher haben innerhalb von nur drei Monaten 20.000 Menschen die Ausstellung besucht”, freut sich die Museumspädagogin Yvonne Krause. Den interessierten Schulklassen, Kitas oder Familien Erkenntnis zu vermitteln – das ist aus ihrer Sicht mit der “archäologischen Zeitreise” so glänzend gelungen, dass sie noch bis Juli in der Hansestadt präsent bleiben wird.
Damit liegt die Hamburger Veranstaltung im Trend: Denn seit der Corona-Pandemie erlebt der Bereich spielerisches Lernen mit physischen Gegenständen ein Revival. Das wird jetzt auch die Spielwarenmesse in Nürnberg vom 1. bis 5. Februar zeigen – die größte internationale Leistungsschau, wenn es um Kinderspielzeug geht.
Das bestätigt auch Christian Ulrich, Sprecher des Vorstands der Spielwarenmesse: “Aufgrund der Pandemie haben sich das Lern- und auch das Spielverhalten geändert. Diese These belegt allein der große Wachstumsschub, den Brettspiele in den letzten Jahren erfahren haben.” Aber auch Puzzles, Bastelzubehör und Outdoorspielzeug wie Bälle oder Sandförmchen wurden wiederentdeckt.
Fremde Kulturen im Fokus
Eine der wichtigsten aktuellen Strömungen beschreibt das internationale TrendCommittee der Messe mit dem Begriff “Discover!”: “Dabei geht es vor allem um die Entdeckung von fremden Kulturen, Sprachen und Naturereignissen.” Ulrich ist der Meinung, dass die Bedeutung von Wissensvermittlung durch Spielen weiter steigen wird. Der Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer fordert schon länger eine Rückbesinnung: “Wenn Sie auf der Suche nach Geschenken für ihre kleinen Kinder sind, kaufen Sie etwas, das keine Steckdose braucht!” rät er allen Eltern.
“Das Gehirn ist ein Koinzidenzdetektor”, erläutert der Professor für Psychiatrie, “das funktioniert so, dass durch die Augen, Ohren sowie Haptik Informationen übermittelt werden, die dann im Gehirn miteinander in Beziehung gesetzt werden, und durch diese Assoziationen erhalten wir dann ganz neue Eindrücke.”
Was Kinder spielerisch lernen
Eindrücke, die über digitale Medien vermittelt würden, seien für das Gehirn weit von einem “normalen Input” entfernt: “Pädagogen sprechen von Primärerfahrungen bei Kleinkindern – wenn man immer nur eine Oberfläche aus Glas wischt, dann fehlt etwas.” Es sei wichtig, dass Kinder sich Zeit fürs Spielen mit realen Objekten nähmen, etwa verkleinerten Objekten aus der Erwachsenenwelt, um mit all diesen Dingen umgehen zu lernen.