Die Deutschen spendeten 2023 mit fünf Milliarden Euro etwas weniger als im Vorjahr. Für die Autoren der “Bilanz des Spendens” ist es trotzdem ein “Superergebnis”. Grund dafür ist auch, dass mehr Jüngere spenden.
Die Inflation scheint sich auch auf die Spendenbereitschaft der Deutschen niederzuschlagen: Diese ging schon im zweiten Jahr in Folge zurück. Privatleute spendeten 2023 rund fünf Milliarden Euro und damit etwa 700 Millionen Euro (12 Prozent) weniger als im Vorjahr. Fazit des Deutschen Spendenrats, der seine Bilanz am Freitag in Berlin vorstellte: Die Einnahmen pendeln sich wieder auf das Niveau der Zeit vor Corona ein. Den bisherigen Höchstwert gab es 2021 mit etwa 5,76 Milliarden Euro, dieses Jahr gilt aber etwa wegen der Flut im Ahrtal als Ausnahmejahr.
Marktforscherin Bianca Corcoran-Schliemann, die die Untersuchung durchführte, sprach in Abwägung von Inflation und zunehmender Sparbereitschaft der Deutschen von einem “Superergebnis”: Die Deutschen zeigen sich nach ihren Angaben weiterhin solidarisch und helfen bei Katastrophen oder unterstützten Kultur- und Sportprojekte.
Der Spendenrückgang sei vor allem bedingt durch weniger Einnahmen der Not- und Katastrophenhilfe. Der Anteil sei im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel zurückgegangen und belaufe sich jetzt auf knapp eine Milliarde Euro. Insgesamt lag laut der Bilanz der Spendenteil für humanitäre Zwecke bei 75 Prozent, für nicht-humanitäre Zwecke wie Kultur oder Sport bei 25 Prozent.
Während die Spendeneinnahmen für Geflüchtete im Vergleich zum Vorjahr deutlich rückläufig sind, liegen sie mit 459 Millionen Euro trotzdem über dem Niveau von 2019. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Spenden für kirchliche und religiöse Zwecke im vergangenen Jahr von 779 auf 763 Millionen Euro leicht zurückgegangen. Auch bei den nicht-humanitären Zwecken spendeten die Deutschen in absoluten Zahlen insgesamt weniger. Gaben sie 2022 rund 1,3 Milliarden Euro, waren es im vergangenen Jahr etwa 1,2 Milliarden Euro. Es wuchs demnach allein der Anteil für die Kultur- und Denkmalpflege.
Bei den Ergebnissen bezieht sich der Spendenrat auf die fortlaufenden Studie “GfK Charity Panel”, die in seinem Auftrag erstellt wird. Die Studie basiert auf kontinuierlichen schriftlichen Erhebungen bei einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Panelteilnehmern aus dem privaten Bereich. Nicht in diesen Berechnungen enthalten sind beispielsweise Unternehmensspenden, Erbschaften und Spenden an politische Parteien und Organisationen.
Grund zur Sorge bereitet dem Spendenrat, dass die Zahl der Spender seit Jahren rückläufig sei. Im vergangenen habe jeder Fünfte in Deutschland Geld für wohltätige Zwecke gegeben. Das sei der tiefste Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 2005, als noch etwa jeder Dritte spendete. Durchschnittlich gaben die Spender 40,30 Euro. Am spendenfreudigsten ist demnach weiterhin die Altersgruppe der Über-60-Jährigen. Ihr Anteil am Spendenvolumen liegt bei 61 Prozent. Aber auch der Anteil der Spender zwischen 30 und 39 Prozent sei gestiegen, ihr Anteil sei von 8 Prozent im Vorjahr auf 10 Prozent geklettert.
Erstmals untersuchte der Spendenrat das Spendenverhalten in einzelnen Bundesländern und Regionen. Dabei sticht nach dessen Angaben vor allem das Spendenergebnis in Nordrhein-Westfalen heraus. Im bevölkerungsreichsten Bundesland gaben die Menschen demnach im vierten Jahr in Folge rund eine Milliarde Euro. Eine leichte Zunahme gab es auch in den ostdeutschen Bundesländern. Im Vergleich zu 2019 verzeichnete die Studie einen Zuwachs um 7 Prozent auf 696 Millionen Euro. Ein anderes Bild zeigt sich dagegen in Bayern und Baden-Württemberg. In diesen Bundesländern sei im Vergleich zu 2019 weniger gespendet worden. In Bayern sank die Spendenbereitschaft um 8 Prozent und beträgt jetzt rund 840 Millionen Euro, in Baden-Württemberg sank sie sogar um 15 Prozent und liegt bei rund 830 Millionen Euro.