Die SPD im NRW-Landtag fordert mehr Einsatz in der Wohnungspolitik. Die Landesregierung müsse die öffentliche Wohnraumförderung verbessern, weil sich die Wohnungskrise in Nordrhein-Westfalen weiter verschärft habe, erklärten die beiden stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Sarah Philipp und Lisa Kapteinat am Donnerstag in Düsseldorf. Die Fraktion will dazu am kommenden Donnerstag einen Antrag im Plenum des Landtags einbringen. In NRW müssten künftig deutlich mehr als die 2024 fertiggestellten rund 6.700 mietpreisgebundenen Wohneinheiten gebaut werden.
Nach Angaben der aktuellen Wohnungsnotfall-Statistik (Stichtag: Ende Juni 2024) waren fast 122.200 Menschen in NRW wohnungslos gemeldet. Das sei ein neuer Höchststand und bedeute einen Anstieg von etwa 12,5 Prozent im Vergleich zum Jahr zuvor, hieß es. Der Rückgang des Bestands an mietpreisgebundenen Wohnungen bedrohe dauerhaft die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum. Prognosen der NRW.Bank zufolge könnten bis zum Jahr 2035 nur noch etwa 217.000 dieser Wohnungen verfügbar sein. 2000 waren es noch über 800.000.
Die Fraktion fordert ein Umwandlungsverbot für Mietwohnraum in Wohneigentum auf angespannten Wohnungsmärkten und verbindliche Mediationsverfahren, bevor es zur Zwangsräumung vulnerabler Gruppen kommt.
Wohnungslosigkeit betreffe vor allem Frauen „in erheblichem Maß“, erklärte die SPD. Laut der Wohnungsnotfall-Statistik waren unter den wohnungslosen Personen in NRW etwa 40 Prozent Frauen. Die Kombination von Wohnungsnot mit Armut, fehlendem sozialem Schutz und potenzieller Gewalt – etwa in Fällen von Trennung, häuslicher Gewalt oder Familienkonflikten – könne Frauen besonders hart treffen.
Die SPD-Fraktion schlägt für NRW deshalb die Einführung eines Pilotprojekts nach dem französischen Modell „Bureaux du Coeur“ vor. Frauen und Kinder, die aus Gewaltsituationen kommen oder akut wohnungslos sind, erhalten dabei Betreuung und die Möglichkeit, einige Monate in umgewidmeten Büroräumen unterzukommen.