Viele Spanier haben genug: Der wachsende Tourismus erstickt die Städte und befeuert die Wohnungsnot. Überall flammen Proteste auf.
In Spanien flammen erneut Anti-Tourismusproteste auf. Am Sonntag starteten in zahlreichen spanischen Städten und Urlauberregionen neue Großdemonstrationen gegen die sozialen Auswirkungen des zunehmenden Massen-Tourismus.
In Palma de Mallorca protestierten Tausende Menschen unter dem Motto “Für das Recht auf ein würdiges Leben, lasst uns die Touristifizierung stoppen” in der Innenstadt. In der katalanischen Mittelmeermetropole Barcelona gingen rund 800 Menschen unter dem Slogan “Der Tourismus raubt uns unser Brot, unser Dach und unsere Zukunft. Beschränkt den Tourismus jetzt!” auf die Straße.
Auch auf Ibiza, den Kanaren-Inseln Lanzarote und Teneriffa sowie in Urlauberhochburgen wie Valencia, Bilbao, Granada oder San Sebastian protestierten Tausende Menschen für “weniger Tourismus, mehr Leben”. Insgesamt über 140 Bürgerinitiativen riefen nach den Massenprotesten im vergangenen Sommer landesweit erneut dazu auf, die negativen Folgen des Tourismus für die Bevölkerung anzuprangern, der Mieten in die Höhe treibt, die städtische Infrastruktur überlastet und zu Müllproblemen und Wasserknappheit führt.
2024 kamen mehr als 90 Millionen ausländische Besucher in das Land. Protestierende fordern eine Umstellung auf nachhaltige Tourismusmodelle. Zu den Forderungen gehören die Einführung von Touristen-Obergrenzen in überfüllten Gebieten, die Erhöhung von Touristensteuern zur Finanzierung lokaler Infrastruktur sowie die Regulierung und Begrenzung von Kurzzeitvermietungen. Spanische und ausländische Vermieter bevorzugen oft die Vermietung an Touristen zu höheren Preisen, was zu einer Wohnungsnot geführt hat, durch die viele Bewohner aus ihren Stadtvierteln verdrängt wurden.
“Der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum ist eines der größten sozialen Probleme Spaniens und führt zur Verarmung von immer mehr Familien. Die Gründe sind neben dem Fehlen von Sozialwohnungen vor allem auch die Explosion touristischer Apartments”, erklärte Fernando Fuentes, Leiter für Sozialangelegenheiten bei der spanischen Bischofskonferenz, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Das bestätigen auch jüngste Umfragen des staatlichen Meinungsforschungsinstituts CIS. 28,4 Prozent der Spanier sehen die Wohnungsnot noch kritischer als die Arbeitslosigkeit oder die politische Lage. Laut einem Bericht der Organisation für bezahlbaren Wohnraum Provivienda sind in Spanien derzeit 5,5 Millionen Haushalte von Wohnungsnot betroffen.