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Sozialministerin nennt Zahlen des Kita-Ländermonitors “irreführend”

Die Fachkraftquote in bayerischen Kitas ist so niedrig wie in keinem anderen Bundesland. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Gütersloher Bertelsmann Stiftung hervorgeht, wiesen vergangenes Jahr nur drei Prozent der Kitas im Freistaat eine hohe Fachkraftquote von mehr als 82,5 Prozent auf. Die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) hält diese Zahlen für „irreführend“, wie ihr Ministerium mitteilte. Die bayerischen Ergänzungskräfte – also etwa Kinderpflegerinnen und -pfleger – würden in der Erhebung nicht eingerechnet.

Zu Kitas mit hoher Fachkraftquote zählt die Bertelsmann Stiftung Kitas, in denen mindestens acht von zehn pädagogisch Tätigen einen entsprechenden Fachschulabschluss als Erzieherin oder Erzieher haben. Bayern ist im Ländervergleich Schlusslicht. Die zweitniedrigste Quote hatte Hamburg (16 Prozent). Bundesweit ging der Anteil von Mitarbeitenden mit einer Qualifikation als Erzieherinnen und Erzieher zurück. Die bundesweite Fachkraft-Quote lag im vergangenen Jahr bei 32 Prozent, im Jahr 2017 hatte sie noch 41 Prozent betragen. 13 Bundesländer verzeichneten seither einen Rückgang, erläuterte die Stiftung.

Bei der Fachkraftquote zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle: So wiesen im Osten zwischen 35 Prozent (Berlin) und 89 Prozent (Thüringen) der Kita-Teams eine hohe Fachkraftquote von mindestens 82,5 Prozent auf. Im Westen reiche die Spannweite von drei Prozent in Bayern bis 36 Prozent in Hessen. Grundsätzlich sei es gut, wenn die Kitas neue und vor allem motivierte Mitarbeitende gewinnen würden, erklärte die Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung, Anette Stein. Für die anspruchsvolle Arbeit mit den Kindern benötigten sie jedoch eine ausreichende pädagogische Qualifikation.

Bayerns Familien- und Sozialministerin Scharf sagte, Familien brauchten in der Kinderbetreuung „mehr Plätze, mehr Qualität und mehr Personal“. Dass Bayern nun bei den Familienleistungen umgeschichtet habe und mehr Geld direkt ins Kita-System gebe, komme „auch dem Kita-Personal zugute“, betonte Scharf. Sie kritisierte – wie in den Vorjahren – das methodische Vorgehen beim „Ländermonitor Frühkindliche Bildung“. Die Fach- und die Ergänzungskräfte leisteten „in über 10.700 Einrichtungen jeden Tag mit viel Engagement großartige Arbeit“. Mindestens 50 Prozent der Arbeitszeit in bayerischen Kitas müssten Fachkräfte leisten.

Laut Bertelsmann Stiftung könne es in einer „Notsituation“ vertretbar sein, die Anforderungen vorübergehend zu senken, um die Schließung einer Kita abzuwenden. Das dürfe jedoch nicht zu einem dauerhaften Absenken der Fachkraftquote führen. Zur Personalsituation in den Kitas sagte Scharf, es sei gelungen, seit Ende 2022 mehr als 10.000 Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für die Arbeit in einer Kita zu begeistern. Man fördere die Weiterbildung dieser Ergänzungskräfte zu Fachkräften und schaffe weitere Fachakademien. Bis zum Jahr 2028 sollen weitere 200 Studienplätze für Soziale Arbeit und Kindheitspädagogik entstehen.

Für das „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ wurden nach Angaben der Stiftung Daten der statistischen Ämter des Bundes und der Länder aus der Kinder- und Jugendhilfestatistik von 2023 sowie weitere amtliche Statistiken ausgewertet. (00/3854/04.12.2024)