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Sozialexperte kritisiert Haltung zu Kinderarmut in Deutschland

Der Publizist und Sozialexperte Ulrich Schneider kritisiert den Umgang mit Kinder- und Jugendarmut in Deutschland. „Seit Jahren haben wir die Situation, dass jedes fünfte Kind in Deutschland arm ist“, sagte der frühere Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands am Montag im WDR5-„Morgenecho“. 2016 sei Deutschland das letzte Mal unter diesem Wert gewesen. „Seitdem habe ich wirklich Angst, dass wir uns so langsam dran gewöhnt haben politisch“, betonte Schneider. „Es ist nun mal jedes fünfte Kind, arm. Punkt.“

Politik denke nicht langfristig, sondern von heute auf morgen, bis zum Ende der Legislaturperiode, bemängelte der Sozialexperte. Die Folgekosten von Armut würden weggedrängt, „weil sie ja nicht morgen anliegen“. Unabhängig, ob es sich um eine Große Koalition oder eine Ampel in der Regierung handele, sei zudem „offensichtlich nicht genug politischer Wille unter allen jeweiligen Parteien“ da, um „wirklich wirkungsvoll etwas zu tun“. Denn dann würde man nicht jahrelang über eine Kindergrundsicherung diskutieren, sondern die Regelsätze im Bürgergeld erhöhen, damit die Familien „überhaupt mal was im Portemonnaie haben“.

Die Leistungen, die Kinder und Jugendliche in Familien mit Bürgergeldbezug erhielten, seien „viel zu gering“, erklärte der Publizist. „Da ist zum Beispiel für ein Schulkind vorgesehen 3,90 Euro am Tag für die gesamte Verpflegung.“ Für Windeln für Neugeborene solle es sieben Euro im Monat geben, Kulturbesuche und Veranstaltungen für Jugendliche seien mit 2,50 Euro im Monat eingepreist. „So ist da alles geradezu bizarr kleingerechnet“, kritisierte Schneider. „Das geht alles nicht.“ Zurzeit sei zu beobachten, dass auch mehr Alleinerziehende mit Kindern auf die Lebensmittelspenden der Tafeln angewiesen seien.