Artikel teilen

Sorge über US-Pläne

Kirchen: Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt bedroht Friedensprozess

Frankfurt a.M. – Die Kirchen sehen eine Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA mit großer Sorge. Der Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land, Wolfgang Schmidt, sagte, das Vorhaben des US-Präsidenten Donald Trump, die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen, könne das Ende des Friedensprozesses im Nahen Osten bedeuten. „Ich fürchte neue Gewalt mit unabwägbaren Folgen, da Jerusalem für die israe­lische wie für die palästinensische Seite sehr wichtig ist“, sagte Schmidt, der seit 2012 Propst an der Jerusalemer Erlöserkirche ist.
„Der symbolische Wert der Stadt ist für beide Seiten immens“, sagte Schmidt. Die Hauptstadt nach Jerusalem zu verlegen, wäre schizophren und kontraproduktiv für eine Zwei-Staaten-Lösung, fügte er hinzu. Vermutlich betreibe Trump Klientelpolitik im Sinne seiner evangelikalen Wähler.
Papst Franziskus rief dazu auf, den Status der zweigeteilten Stadt angesichts wachsender Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern zu schützen, wie es die UN-Resolutionen vorsähen. Jerusalem sei Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen heilig, betonte Franziskus bei einer Generalaudienz im Vatikan. Die Stadt habe eine besondere Berufung zum Frieden. „Ich bete dafür, dass diese Identität zum Wohl des Heiligen Landes, des Nahen Ostens und der ganzen Welt bewahrt und bestärkt werde“, sagte der Papst. Zugleich warnte er davor, in einer von grausamen Konflikten gezeichneten Welt für wachsende Spannungen zu sorgen.
Kritisch äußerte sich auch der Ökumenische Rat der Kirchen zu den Plänen Trumps. Ein solcher Schritt könne den gesamten Nahen Osten destabilisieren und eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich machen, sagte Generalsekretär Olav Fykse Tveit in Genf. Es müsse eine Verhandlungslösung zwischen Israelis und Palästinensern über den Status Jerusalems geben (siehe Seiten 5 und 10).epd/UK