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Sonderfall „Aachener Zeitung“

FRANKFURT A. M. – Auch wenn die „Frankfurter Rundschau“ schon so zeitig nach Kriegsende eine Lizenz bekam – deutlich früher waren die „Aachener Nachrichten“ dran, nur unter anderen Vorzeichen. Die Grenzstadt war bereits 1944 erobert worden und von da an nach Angaben von Joachim Kuthe vom Internationalen Zeitungsmuseum in Aachen ein „Demokratielabor“. Am 24. Januar 1945 erschien die erste Ausgabe der „Aachener Nachrichten“ mit einer „Pro-Forma-Lizenz“, wie Kuthe sagt.
Die Titelzeile damals war Richtung Kriegsende gewandt: „Russischer Siegeszug rollt weiter!“ Die neue Zeitung war später das einzige nicht von den Nationalsozialisten kontrollierte Blatt in Deutschland, das das Kriegsende am 8. Mai 1945 vermelden konnte. Eine offizielle Lizenz erhielten die „Aachener Nachrichten“ dann am 27. Juni – keine amerikanische, sondern eine britische in der entsprechenden Zone.
„Bis 1949 gab es in Deutschland keine lizenzfreien Zeitungen“, sagt Kuthe. Im selben Jahr wurden das Grundgesetz inklusive Pressefreiheit verabschiedet und die Bundesrepublik gegründet. Bis dahin hätten die Besatzungsmächte „eine gewisse Zensur“ auf die Lizenzpublikationen ausgeübt. „Von einem freien Pressewesen kann man nicht reden.“
Ähnlich äußert sich auch Gabriele Toepser-Ziegert, ehemalige Leiterin des Instituts für Zeitungsforschung in Dortmund. Sie erklärt, dass die neuen Blätter jeweils einen Kommissar seitens des Militärs an ihrer Seite gehabt hätten. Wie stark die Eingriffe waren, hing Toepser-Ziegert zufolge von den jeweiligen Verantwortlichen ab. KNA