Hannover. Draußen Polizei und Ordner, drinnen Taschenkontrollen und Leibwächter. Ungewohnte Sicherheitsvorkehrungen begleiteten die Lehrer beim Fachtag Religion und Schule der Landeskirche im hannoverschen Kongresszentrum (HCC). Bei Großveranstaltungen mit dem Thema Islam sei dies inzwischen Standard, teilte die Landeskirche mit.
In seiner Eröffnungsrede lobte Landesbischof Ralf Meister die Lehrer, Referendare und Lehramtsstudenten als Dienstleistende für den Frieden in unseren Schulen und unserer Gesellschaft. Religionslehrer seien nicht nur Experten ihres Fachs, sondern auch Vermittler zwischen den Religionen. „Sie haben eine der wichtigsten Aufgaben in unserer Gesellschaft.“ Bildung sei das schärfste Schwert gegen jeden Fundamentalismus, betonte Meister.
So standen dann auch die großen und aktuellen Themen Krieg, religiöse Gewalt, Nahost-Konflikt und Flüchtlinge auf dem Programm. Bundesweit bekannte Fachleute wie der Münsteraner Koranwissenschaftler Mohammed Nekroumi und der Berliner Islamexperte Michael Lüders waren angereist und teilten ihr Fachwissen. In einzelnen Workshops ging es jedoch auch um ganz spezielle Ausschnitte der großen Themen oder um die Vorstellung gelungene Modellprojekte für Schulen.
Gewalt – mehr als nur körperliche Brutalität
In einem der Foren diskutierte der Landesbischof mit Experten über das Verhältnis von Religion und Gewalt. Der Berliner Psychologe und Islamismusexperte Ahmad Mansour, der für sich Personenschutz beantragt hatte, betonte, dass Gewalt mehr sei als nur körperliche Brutalität. „Es ist auch gewalttätig, wenn Väter ihren Töchtern verbieten, am Schwimmunterricht oder an Klassenfahrten teilzunehmen oder wenn man die Religion anderer abwertet und versucht, sie zu missionieren“, erläuterte der Wissenschaftler.
Mansour sieht diese Gewaltformen gerade unter streng muslimischen Jugendlichen verbreitet. Viele von ihnen seien in einem patriarchalischen Rollenverständnis und mit dem festen Glauben an einen strafenden Gott erzogen worden. Sie betrachteten den Islam wie eine ausschließende Ideologie, oft seien sie antisemitisch und schwulenfeindlich eingestellt.Der palästinensische Psychologe betreibt deshalb in Berlin-Neukölln ein Projekt, in dem er muslimischen Jugendlichen Werte wie Toleranz und Gleichberechtigung näherbringen will.