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5 Tipps: So helfen Sie Obdachlosen in der kalten Jahreszeit

Die meisten Menschen gehen betreten oder achtlos an Obdachlosen vorbei. Dabei ist für Mitmenschlichkeit nicht viel erforderlich. Fünf Tipps für effektive Hilfe in der kalten Jahreszeit.

In der kalten Jahreszeit benötigen Obdachlose besondere Aufmerksamkeit
In der kalten Jahreszeit benötigen Obdachlose besondere AufmerksamkeitImago / photothek

Mit dem Herbst kommen Nässe, Kälte und Dunkelheit. Vor allem für obdachlose Menschen beginnt damit die härteste Zeit des Jahres. Rund 50.000 Menschen leben nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ganzjährig auf der Straße. Die meisten Städte und Kommunen bieten von Notschlafstätten über Tagesaufenthalten bis zu Kältebussen umfangreiche Hilfsangebote. Zusätzlich kann jeder mit ein wenig Achtsamkeit, Informiertheit und Großzügigkeit einen Beitrag leisten, damit Obdachlose besser durch den Herbst und Winter kommen. Tipps für zielgerichtete Hilfe geben Sozialverbände wie Caritas, Diakonie und Heilsarmee:

1. Obdachlose nicht ignorieren

Selbst wenn es für viele befremdlich oder unangenehm sein mag, Obdachlose direkt anzusprechen, raten die Malteser dazu, bewusst Kontakt zu suchen – und das möglichst klar und direkt. „Zeige Respekt, begegne auf Augenhöhe, stell eine Frage oder biete eine Kleinigkeit an“, heißt es in einer Empfehlung der katholischen Hilfsorganisation. Denn oft mache auf der Straße lebenden Menschen neben Armut, Kälte und Hunger auch die soziale Isolation zu schaffen. Deshalb werde ein Gesprächsangebot von vielen Obdachlosen dankbar aufgenommen.

2. Auf lokale Hilfsangebote verweisen

Nahezu alle Städte und Kommunen haben vielfältige Hilfsangebote für Obdachlose. Dazu zählen neben sogenannten Notschlafstätten auch Tagesaufenthalte, die auf der Straße lebenden Menschen Wärme, einen geschützten Raum und eine Mahlzeit bieten, mitunter auch Dusche, Waschmaschine, Wundversorgung und Beratung durch geschulte Mitarbeitende.

In einigen Kommunen sind in der kalten Jahreszeit Kältebusse für Obdachlose im Einsatz
In einigen Kommunen sind in der kalten Jahreszeit Kältebusse für Obdachlose im EinsatzImago / Christian Grube

In der kalten Jahreszeit betreiben die Sozialverbände in vielen Städten zudem mobile Hilfsangebote. Die evangelischen Johanniter sind beispielsweise mit ihren Kältebussen unterwegs. Sie verteilen Essen und Getränke, Decken und warme Kleidung und bieten in einfachen Fällen auch medizinische Unterstützung. Bei der katholischen Caritas firmiert ein vergleichbares Angebot unter dem Namen „Wärmebus“. Darüber hinaus gibt es vor allem im Winter in vielen Städten Suppenküchen und Essensausgaben. Bei Minusgraden öffnen überdies in einigen Städten Kirchen ihre Räume als Nachtquartiere.

Ein Überblick über Hilfsangebote für Obdachlose findet sich auf den Internet-Seiten der jeweiligen Stadt oder Kommune sowie bei den ortsansässigen Sozialverbänden wie Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt oder dem Deutschen Roten Kreuz.

3. Notfälle erkennen und handeln

Insbesondere, wenn es friert, ist ein aufmerksamer Blick für Obdachlose geboten. „Wenn Menschen draußen bei Minusgraden schlafen, ist es durchaus angemessen, sie zu wecken und nachzufragen“, raten die Malteser. Sofern die Person ansprechbar ist, sollte sie gefragt werden, ob und welche Hilfe benötigt wird.

Das katholische Hilfswerk empfiehlt zudem, die Telefonnummern der örtlichen Kälte- und Wärmebusse abzuspeichern. Diese fahren die Schlafstellen von Obdachlosen an und bringen Betroffene im Bedarfsfall zu einer Notschlafstelle. Ist eine Person nicht ansprechbar oder ihr Gesundheitszustand unklar, sollte unverzüglich die Notrufnummer 112 gewählt und ein Krankenwagen gerufen werden.

4. Lebensmittel, Sachgüter und Geld spenden

Als Faustregel für Spenden raten die Malteser: „Nur das weitergeben, was du selbst auch annehmen würdest.“ Dies gelte insbesondere für Kleider-, Decken- und Schlafsack-Spenden. In vielen Städten und Kommunen betreiben die ortsansässigen Hilfswerke Kleiderkammern, in denen gut erhaltene, wintertaugliche Textilien abgegeben werden können. Oft veröffentlichen die Organisationen dazu im Internet Bedarfslisten, damit vor allem Dinge abgegeben werden, die auf der Straße lebende Menschen tatsächlich brauchen.

Wer sich mit Sachspenden direkt an Obdachlose wenden will, sollte nach Empfehlungen der evangelisch-freikirchlichen Heilsarmee stets zuerst die Grundbedürfnisse im Blick haben: Nahrung, Wärme und Hygiene. So seien Brot, abgepackte Wurst und Käse sinnvoll. „Aber auch Bananen oder Äpfel sind gut geeignet, denn Vitamine fehlen meistens.“ Bei Textilspenden rät die Heilsarmee vor allem zu Handschuhen, Socken und Unterwäsche, da diese schnell verschleißen und es oft an Waschmöglichkeiten fehlt.

Eine andere Möglichkeit, Obdachlose zu unterstützen, ist laut Heilsarmee ein Hygienebeutel, bestückt mit Artikeln wie Zahnbürste und Zahnpasta, Deoroller, Duschgel, Hautcreme, Lippenpflege, Taschentüchern, Pflaster und Verbandsmaterial, Rasierzeug für Männer und Tampons oder Damenbinden für Frauen.

Neben Lebensmittel-, Sach- und Geldspenden besteht bei vielen Hilfsprojekten auch die Möglichkeit zur Mitarbeit. Da die Arbeit mit Obdachlosen mit Leid und dem Erleben persönlicher Schicksale einhergeht, sollte vor einem konkreten Engagement die persönliche Motivation geklärt werden, rät die Diakonie in Niedersachsen. Wer Menschen ohne festen Wohnsitz helfen wolle, sollte Sensibilität und Respekt mitbringen, Andersartigkeit achten und nach einem Einsatz auch abschalten können.

5. Nicht ohne Kenntnis urteilen

Spätestens, wenn es um eine Geldspende geht, haben viele Menschen die Sorge, dass die Zuwendung für Alkohol und andere Drogen ausgegeben wird. Deshalb bevorzugen viele Helfende Lebensmittelspenden. Doch diese sind aus Sicht der Malteser nicht in jedem Fall sinnvoll: „Vielleicht hat die Person bereits drei Kaffee und Brötchen bekommen und könnte mit zwei Euro einfach mehr anfangen.“ Selbst wenn ein Obdachloser eine Spende tatsächlich in eine Flasche Korn investieren sollte, dürfe dies nicht von Geldspenden abschrecken: „Obdachlose sind auf unsere Solidarität angewiesen, und das meint im Umkehrschluss: auch auf unsere 50 Cent. Was man selbst dazu denkt, sollte nicht dazu führen, aus Prinzip nicht zu helfen.“

Auch die Diakonie in Niedersachsen rät von vorschnellen Urteilen ab. Die Gründe für Obdachlosigkeit seien ebenso unterschiedlich wie die jeweiligen Lebensgeschichten: „Meist sind es wirtschaftliche Notlagen gepaart mit schwierigen persönlichen Lebensumständen. Wer in so einer Lebenssituation ist, hat Hilfe verdient.“