Hamburg. 500 Jahre ist es dann her, dass der Reformator Martin Luther seine 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg veröffentlichte. Seine Kritik gilt als Ausgangspunkt für die Gründung der evangelischen Kirche. Echte "Lutherwallfahrtsorte" könne der Norden nicht bieten, bedauert der Leiter der Kieler Arbeitsstelle Reformationsjubiläum, Daniel Mourkojannis. Dennoch werde Norddeutschland von vielen als "typisch protestantisch" wahrgenommen.
Mehrere Wanderausstellungen ziehen durch Norddeutschland. Dass die Reformation nicht allein das Verdienst von Männern war, zeigt die Ausstellung "Frauen schreiben Reformationsgeschichte", die an diesem Dienstag in Kiel von Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) und Bischof Gothart Magaard eröffnet wird. Vorgestellt werden 18 Frauenbiografien aus fünf Jahrhunderten. Das problematische Verhältnis Luthers zu den Juden ist Thema einer weiteren Ausstellung, die bereits seit einem Jahr durch die Gemeinden zieht. Weil das Interesse an dem Thema so groß ist, wird sie demnächst kopiert.
Schatzkisten für Kitas
Große Nachfrage herrscht auch nach den "Reformationsschatzkisten" für evangelische Kitas, die am Reformationstag 2015 vorgestellt wurden. Die stabilen Holzkisten enthalten Materialien, die in das Gedankengut der Reformation einführen. Die ersten 100 Kisten sind bereits in Gebrauch, weitere sind jetzt in Arbeit.
Ähnlich wie schon beim Hamburger Kirchentag 2013 veranstaltet die Nordkirche wieder das Kunstprojekt "artist in parish": Die Künstler sind von Mai bis Oktober jeweils Gast in neun evangelischen Kirchengemeinden. Mehrere Wochen arbeiten sie dort zum Thema "Magnificat und Luther". Das Projekt wird es unter anderem in Husum, Hamburg und in den MV-Gemeinden Gadebusch, Semlow-Eixen und Mölln geben. Das Magnificat, der Lobgesang der Maria im Lukasevangelium, wurde von Luther besonders wertgeschätzt.
Thesentür wandert durch Gemeinden
Der Kirchenkreis Plön-Segeberg sucht mit einer über zwei Meter hohen Thesentür die Auseinandersetzung mit der Reformation. In 35 Gemeinden dürfen Kirchenbesucher ihre Ideen und Vorschläge für eine "zeitgemäße Reformation" an die Holztür heften. Die Thesen werden gesammelt und am Reformationstag 2017 vorgestellt. Die Holztür ist der Wittenberger Schlosstür nachempfunden, an die Luther seine 95 Thesen angeheftet haben soll.
Festlich soll es zugehen, wenn am 31. Oktober das letzte Jahr vor dem Jubiläum eingeläutet wird. Damit das Reformationsjubiläum nicht im Elfenbeinturm der Kirchenrepräsentanten bleibt, sollen die Festgottesdienste in Hamburg und Rendsburg mit behinderten Menschen gefeiert werden. Im mecklenburgischen Sternberg wird an diesem Tag die neu übersetzte Luther-Bibel vorgestellt. Am Rande von Sternberg wurde am 20. Juni 1549 die Reformation in Mecklenburg eingeführt.
Krawatte mit dem Reformator
Daneben belegen Fan-Artikel zu Martin Luther die unterhaltsame Seite des Reformationsjubiläums: Es gibt Luther-Kekse, Luther-Socken und Luther-Krawatten. Das Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordkirche hat im vorigen Jahr einen Luther-Chip für den Einkaufswagen auf den Markt gebracht, der aus einer Wismarer Münzwerkstatt kommt. Knapp 5.000 Chips und mehr als 1.400 Chip-Schlüsselanhänger wurden bereits verkauft. Auch Martin Luther als Playmobil bleibt ein Verkaufsschlager: Im Bereich der Nordkirche wurden bereits mehr als 16.000 Figuren verkauft. (epd)