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Sichere Orte und Feuerschalen

Das „forum erwachsenenbildung“ im evangelischen Dekanat Nürnberg (feb) sieht sich 50 Jahre nach seiner Gründung „in einer großen Suchbewegung“. Zum Jubiläum der Einrichtung sagte die Pädagogin Esther Stüve in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), in den Mitgliedsorganisationen und Gemeinden spüre sie eine große Motivation, neue Formen für die Fort- und Weiterbildung auszuprobieren. Das feb feiert sein 50-jähriges Bestehen am Wochenende, 22. und 23. Februar, unter anderem mit dem bayerischen Landesbischof Christian Kopp.

Die evangelische Erwachsenenbildung in Nürnberg sei stark geprägt durch die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, erklärte die Leiterin Christine Ursel. Im Bewusstsein eines „Nie wieder“ sei die zerstörte Kirche Heilig Geist am Hans-Sachs-Platz nach dem Krieg nicht mehr als Kirche aufgebaut worden, sondern sollte als Studienzentrum Heilig Geist bewusst der Erwachsenenbildung dienen. Das damalige „Nichtwiderstehen der Kirchen erleben wir noch heute als Verpflichtung, der Bildung Priorität einzuräumen“, sagte Ursel, „aber das ist in den Umbruchzeiten, in denen wir sind, nicht selbstverständlich“.

Das im Jahr 1975 verabschiedete Bayerische Erwachsenenbildungsförderungsgesetz (BayEbFöG)bedeutete die Geburtsstunde des „Nürnberg Forum – Evangelisches Bildungswerk“ in seiner heutigen Form.

Die Herausforderung sei, Formen in der Bildungsarbeit zu finden, die Bildung in den verschiedenen Gemeinden und Stadtteilen auch interreligiös und für alle Generationen aufzubereiten. Dabei sehe sie eine der wichtigen Aufgaben darin, „das Ehrenamt zu beflügeln“. „Der Flügel in unserem Logo drückt auch aus, dass wir dem Heiligen Geist da viel zutrauen.“

Wichtig ist der Leiterin des Forums Erwachsenenbildung, besonders aufmerksam auf „sichere Räume“ zu achten. Das beginne bei Blumen in einem Seminarraum, in dem sich der Mensch willkommen fühle, und gehe weiter mit Vereinbarungen über den gegenseitigen respektvollen Umgang, „auch wenn das manchmal belächelt wird“. Die Bildungsarbeit müsse ohne erhobenen Zeigefinger ein Bewusstsein für Rassismussensibilität oder Traumasensibilität erreichen. Mit dem Angebot der „Lebenskisten“ etwa habe man geschafft, dass sich dort Frauen aus der Ukraine so sicher fühlten, dass sie nach zweieinhalb Jahren in Deutschland über sich selbst sprechen konnten.

Es gebe Pilotveranstaltungen nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“, sagt Esther Stüve. Im Nürnberger Bildungswerk pflege man eine „große Fehlerfreundlichkeit“. Formate, die für die Mitgliedseinrichtung „Bibelmuseum“ funktionierten, könnten etwa in der Nürnberger Bauernfeindsiedlung daneben gehen. Mit dem Bibelmuseum entwickle das Bildungswerk also einen „Erzählraum über Gottesbilder“, in der Bauernfeindsiedlung lade man mit den Gemeinden zu „Gesprächen an der Feuerschale“, um Menschen anzusprechen, „die sonst nie kommen“. In diesen Gesprächen könne es dann um Veränderungen in der Gesellschaft, aber auch um Tod und Sterben gehen. (0630/21.02.2025)