Nach zwölf Jahren ist Stefan Schmidt (82) am Mittwoch aus seinem Ehrenamt als Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen für das Land Schleswig-Holstein verabschiedet worden. „Sie haben sich verdient gemacht um die Menschen, die aus Not zu uns gekommen sind“, sagte Landtagspräsidentin Kristina Herbst (CDU) am Abend in St. Marien zu Lübeck laut Landtagsmitteilung.
In ihrem Grußwort betonte Herbst laut Mitteilung, dass Schmidt stets Partei für die Schwachen und Hilfsbedürftigen ergriffen habe. „Sie haben sich nicht gescheut, immer offen und mit dem oft notwendigen Nachdruck auf Missstände hinzuweisen.“ Sie sei überzeugt, dass Schmidt auch in Zukunft als kompetente Stimme für die Rechte von Migrantinnen und Migranten Teil der notwendigen politischen und gesellschaftlichen Diskussion über Migration in Schleswig-Holstein sein werde.
Schmidt wurde 1941 in Stettin geboren. Als Schiffsjunge stach er mit 17 Jahren zum ersten Mal in See. Bekannt wurde er als Kapitän des Hilfsschiffs „Cap Anamur“ im Sommer 2004. Für ein Pilotprojekt brachten er und seine Mannschaft Baumaterial-Spenden und eine Krankenhaus-Einrichtung nach Afrika und retteten im Mittelmeer 37 afrikanische Flüchtlinge aus Seenot. „In Sizilien gingen wir an Land“, erinnert sich Schmidt laut Mitteilung des Kirchengemeindeverbands Innenstadt Lübeck, „und dort kamen wir sofort ins Gefängnis“. Er und weitere Beteiligte wurden der Schlepperei angeklagt. Seitdem engagiert sich Schmidt für Flüchtlinge.
„Kein Mensch flieht aus Spaß. Alle haben ihre Gründe – seien es wirtschaftliche, politische, religiöse oder aufgrund der sexuellen Orientierung“, so der 82-Jährige. Jemand, der glücklich und versorgt in seiner Heimat lebe, habe keinen Grund diese zu verlassen. Nach fünf Jahren wurde Stefan Schmidt von der Anklage freigesprochen. „Einer der emotionalsten Augenblicke meines Lebens war der, als einer meiner Söhne zu Hause alles stehen und liegen ließ und nach Sizilien fuhr. Er war da, als ich auf dem Gefängnis kam.“ Der Kapitän blieb seiner Familie zuliebe an Land, bis „die Kinder groß waren“, arbeitete in einer eigenen Firma und später als Personalmanager.
Herbst sagte: „Kapitän zu sein, ist eine Lebenseinstellung.“ Diese zeichne sich durch ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, an Tatkraft und Weitsicht aus. „Tugenden, die Ihnen bei Ihrer Arbeit für Migrantinnen und Migranten in den vergangenen Jahren geholfen und Ihnen im Landtag und im Land ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, Respekt und Anerkennung eingebracht haben.“
Trotz der Verabschiedung als Flüchtlingsbeauftragter denkt Schmidt nicht ans Aufhören: „Ich mache weiter wie zuvor und werde Einladungen zu Vorträgen, beispielsweise an Schulen, annehmen.“ Solange seine Gesundheit mitspiele, setze er sich aktiv für die Belange von Geflüchteten ein, sagte er laut Mitteilung.
Der Landesbeauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen hat die gesetzliche Aufgabe, die Belange der in Schleswig-Holstein lebenden Flüchtlinge, Asylsuchenden und Zuwanderinnen und Zuwanderer zu wahren. Er ist somit in erster Linie der Interessenvertreter der genannten Personenkreise. Er hat darüber hinaus die gesellschaftliche Integration der auf Dauer in Schleswig-Holstein lebenden Ausländerinnen und Ausländer sowie der Aussiedlerinnen und Aussiedler zu fördern. Stefan Schmidt bleibt noch bis zum 31. Oktober im Amt.