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Sexualisierte Gewalt: Kirchen in Hessen zahlen 1,7 Millionen Euro

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat bis Ende 2024 gut eine Million Euro als Anerkennungsleistung für Betroffene von sexualisierter Gewalt ausgezahlt. Bei der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) waren es knapp 700.000 Euro. Auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) teilten die beiden Landeskirchen in Darmstadt und Kassel mit, dass die für die Zahlungen zuständigen Anerkennungskommissionen für die EKHN 24 Entscheidungen getroffen habe, für die EKKW bislang 23 Entscheidungen.

Ein Jahr nach Veröffentlichung der ForuM-Studie durch die Evangelische Kirche in Deutschland nennt die EKHN die Zahl von insgesamt 98 bekannten Fällen von sexualisierter Gewalt im Zeitraum von 1945 bis Anfang Januar dieses Jahres. Betroffen seien Minderjährige und Erwachsene sowie Haupt- und Ehrenamtliche. Nach Veröffentlichung der Studie waren neun Fälle hinzugekommen. Die Kirche wisse von 98 Betroffenen und 94 Beschuldigten.

In der EKKW seien insgesamt 154 Fälle von sexualisierter Gewalt bekannt sowie rund 100 Beschuldigte, teilte die Kirche mit. Nach der Veröffentlichung der Studie sei die Zahl der Meldungen leicht gestiegen, und zwar von 21 Meldungen im Jahr 2023 auf 23 Meldungen im Jahr 2024. Beide Kirchen gehen von höheren Dunkelziffern aus und ermutigen Betroffene, sich zu melden.

Die Ressourcen für die Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der EKHN wurden den Angaben zufolge inzwischen um das Dreifache erhöht und die Fachstelle direkt an das Amt des Kirchenpräsidenten oder der Kirchenpräsidentin angebunden. Die Fachstelle in Kassel wurde um eine Stelle aufgestockt.

Eine sogenannte Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission wird von EKKW, EKHN und der Diakonie Hessen gemeinsam gebildet. Der Kommission, die im Frühjahr ihre Arbeit aufnehmen soll, gehören auch Vertreter und Vertreterinnen von Betroffenen an. „Damit sollen deren Rechte im Sinne der Aufarbeitung gestärkt werden“, teilte die EKKW mit.