Sexarbeiter in Deutschland wehren sich gegen eine Kriminalisierung ihrer Branche. Zugleich wünschen sie sich mehr Unterstützung und Beratung – auch für Freier. Das ist ein Ergebnis einer veröffentlichten qualitativen Umfrage der Deutschen Aidshilfe. Über zwei Jahre wurden 80 Sexarbeitende in sechs Städten befragt. Darunter waren Menschen verschiedener Nationalitäten und Geschlechter, die Sex aus einer Vielzahl von Motiven gegen Geld anbieten – von finanzieller Not oder Drogensucht bis hin zur Leidenschaft für den Beruf.
Die Studie zeige vier Kernprobleme auf, erläuterte Studienleiterin Eleonore Willems. Diese seien Angst vor Gewalt, finanzielle Not, psychische Belastungen und Stigmatisierung sowie fehlende Legalität und Kriminalisierung. Vor allem letzteres erhöhe die Verwundbarkeit der Sexarbeitenden, so Willems. Mit dem Verbot der Sexarbeit in Sperrbezirken wachse die Angst vor Polizei und Behörden. Damit steige das Risiko, sich in Gefahr zu bringen durch oft ungeschützten Sex an entlegenen Orten.
Aufklärung der Freier gefordert
“Jede Form von Verfolgung ist gesundheitsschädlich”, bekräftigte Willems. Auch die beiden Studienteilnehmer und Sexarbeiter Lydia und Casper forderten eine Entkriminalisierung ihrer Arbeit und betonten, man solle mit ihnen und nicht über sie sprechen.
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Der Schutz der eigenen Gesundheit spielt laut Befragung für Sexarbeiter eine große Rolle. Der öffentliche Gesundheitsdienst mit Beratungs- und Testangeboten werde als sehr wichtig, wenn auch ausbaufähig wahrgenommen. Ebenso Austauschmöglichkeiten untereinander. Denn der Wunsch von Freiern, Sex ohne Kondom zu haben, nehme zu. Grundsätzlich wünschen sich die Befragten daher mehr Aufklärung der Freier.
Möglichkeiten der HIV-Prävention
Die Geschäftsführerin der Aidshilfe, Silke Klumb, verwies auf bestehende Möglichkeiten der HIV-Prävention. Es gebe vorbeugende Medikamente gegen HIV/Aids sowie ein Mittel, das im Notfall direkt nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden könne. Beide gäben Sexarbeitern Sicherheit, aber seien nicht ausreichend bekannt.