Die Bundesarbeitsgemeinschaft von Selbsthilfe-Gruppen, die BAG Selbsthilfe, kritisiert den Start der elektronischen Patientenakte zum jetzigen Zeitpunkt. Zuerst müssten „alle berechtigten Bedenken, wie beispielsweise gefundene Sicherheitslücken, ausgeräumt werden“, erklärte der Dachverband am Dienstag in Düsseldorf.
Eine gut gemachte digitale Infrastruktur des Gesundheitswesens sei die Zukunft für Deutschland und Europa, erklärte die BAG Selbsthilfe. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung sei eine patientenorientierte elektronische Patientenakte (ePA). Die BAG Selbsthilfe wolle sich daher mit weiteren Verbänden in den Entwicklungsprozess konstruktiv einbringen. Beteiligung schaffe Vertrauen, hieß es. „Daher wäre es sehr hilfreich, wenn die Patientenorganisationen in Deutschland künftig intensiver auch in die Risikoabschätzungsprozesse bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens eingebunden würden“, forderte Bundesgeschäftsführer Martin Danner.
Gemeinsam mit anderen Patientenorganisationen wende sich die BAG Selbsthilfe deshalb mit dem offenen Brief an den Bundesgesundheitsminister, der auf der Homepage des Innovationsverbund Öffentliche Gesundheit (inög.de) veröffentlicht wurde. In dem Brief fordern die Unterzeichner zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen für den Start in Modellregionen, um die Ausnutzung „bekannter Lücken“ zu verhindern. „Grundsätzlich begrüßen wir den Start in Modellregionen, um die ePA schrittweise zu erproben“, heißt es. Zudem müssten bei der Bewertung des Starts der elektronischen Gesundheitsakte in den Modellregionen Patienten, Ärzte und Organisationen der digitalen Zivilgesellschaft einbezogen werden. „Hierfür braucht es ein echtes Mitspracherecht für diese Akteure, statt eines bloßen Rederechts für einzelne Organisationen in den Gremien der Gematik.“
Die Gematik GmbH wurde 2005 von den Spitzenorganisationen des deutschen Gesundheitswesens für die Einführung, Pflege und Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in Deutschland gegründet. Gesellschafter sind unter anderem das Bundesministerium für Gesundheit, die Bundesärztekammer, die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung.
Sicherheitslücken könnten bei technischen Systemen generell nie ausgeschlossen werden, heißt es weiter in dem offenen Brief. Daher müssten neben den Vorteilen einer elektronischen Patientenakte den Nutzern auch Risiken transparent gemacht werden. Unter anderem müssten die Krankenkassen dem Auftrag nachkommen, ihre Versicherten neutral zu informieren. Eine pauschale Aussage wie „Die ePA ist sicher“, sei ungeeignet.
Die BAG Selbsthilfe mit Sitz in Düsseldorf ist die Dachorganisation von 119 bundesweiten Selbsthilfeverbänden behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen.