Hamburg/Klein Wesenberg. In diesem Jahr jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal: Christian Uecker, Pastor und Autor zahlreicher Kirchenkrimis. Aus diesem Anlass veröffentlicht der Friedrich Wittig Verlag nun einen Sammelband mit den sieben Kirchen-Krimis des umtriebigen Seelsorgers, der zuletzt als Pastor in Klein Wesenberg und Hamberge bei Lübeck tätig war.
„Anlass für das erste Buch war die dringend notwendige Restaurierung der Orgel in seiner Gemeinde, für die natürlich längst nicht genug Geld zur Verfügung stand“, erinnert sich Verlagsmitarbeiter Johannes Keussen an Nordelbiens „Krimi-Pastor“. „Weil er, wie er selbst sagte, nicht besonders gut darin war, Spenden einzutreiben, hat er also diesen Benefiz-Krimi geschrieben, denn damit konnte er für das Nehmen etwas zurückgeben.“ 1993 erschien der erste Kirchenkrimi „Wenn der Tod tanzt“. Es war lange Zeit vor der großen Regionalkrimi-Welle – und ein Novum: ein Pastor, der nicht nur seelsorgerisch tätig ist, sondern auch knallharte Krimis schreibt.
Mörderjäger wider Willen
Uecker spendete sämtliche Einnahmen für die Orgelsanierung und hatte Blut geleckt. In den Folgejahren erschienen bis zu seinem plötzlichen Herztod 2007 sieben Kriminalromane. Im Mittelpunkt der Geschichten steht Pastor Frank Falke, ein Mörderjäger „wider Willen“. Statt aktiv ins Geschehen einzugreifen, wartet er lieber, bis der Mörder das klärende Gespräch mit ihm sucht. Ist zunächst Klein Hasenberg (Klein Wesenberg dahinter zu vermuten, wird nicht gerade schwer gemacht) die kriminelle Welt, erweiterte sich im Laufe der Jahre der Wirkungskreis der Figur bis hin zum Deutschen Evangelischen Kirchentag („Gut, besser, tot“), Amrum („Treibsand“) und Südengland („Totenblumen“).
„Von Anfang an beeindruckten mich Ueckers historische Recherchen, die seinen Plots zugrunde liegen – ob im Landesarchiv Schleswig oder in den Familienstammbüchern seiner eigenen Kirchengemeinde“, so Keussen. „Vor allem aber fasziniert mich bis heute, wie authentisch seine Protagonisten wirken. Sowohl die Dorfbewohner in ihrer ebenso originellen wie tiefgründigen Bauernschläue als auch die einfühlsam charakterisierten Täter: Hier bezeugt der Schriftsteller die Empathie des Seelsorgers.“
Uecker gelingt es in seinen Romanen, den Mikrokosmos der kleinen Gemeinde und seines Berufsstandes echt und dicht zu schildern. Nicht nur der Kriminalfall und dessen Aufklärung weckt das Interesse und erzeugt höchste Spannung auch für Atheisten; der Leser interessiert sich für das Verhalten der Personen, entdeckt immer wieder Parallelen zu Menschen seiner Umgebung und zu sich selbst. Als Milieustudie zeigen seine Romane bis heute neben dem erzählerischen Können die außerordentliche Beobachtungsgabe des Autoren und machen die liebenswerte Starrköpfigkeit typischer „Nordlichter“ in einer ebenso typischen Landgemeinde auf einzigartige Weise lebendig.