Es ist ein festes Ritual zu Weihnachten und Ostern: Von der Loggia des Petersdoms spendet der Papst der ganzen Welt den Segen “Urbi et orbi”. Für Leo XIV. steht eine Premiere an, was viele mit Spannung erwarten.
Weihnachten und Ostern erteilt der Papst vom Balkon des Petersdoms den Segen “Urbi et orbi”. Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt “der Stadt und dem Erdkreis”. In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).
Mit dem Segen “Urbi et orbi” verbunden ist ein vollkommener Ablass, also nach katholischer Lehre der Erlass aller zeitlichen Sündenstrafen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die jeweilige Schuld durch Beichte, Kommunionempfang und Gebete sowie Werke der Buße schon getilgt ist.
Segen und Ablass gelten seit 1985 auch für alle Gläubigen, die die Zeremonie am Fernseher verfolgen. Für Radiohörer ist dies schon seit 1967 der Fall. Lange Zeit waren mit “Urbi et orbi” auch Oster- beziehungsweise Weihnachtsgrüße des Papstes verbunden. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. verlasen sie in mehr als 60 Sprachen. Franziskus verzichtete auf diesen Brauch. Mit Spannung erwarten viele Beobachter, wie sich Leo XIV. bei seinem ersten Weihnachtsfest als Papst verhalten wird.
Der Vatikan verwendet die Formel “Urbi et orbi” außerdem für bestimmte Dokumente, die weltweite Geltung beanspruchen. Weitere Anlässe für ihren Gebrauch sind Selig- und Heiligsprechungen, besondere Ablässe sowie der erste Segen, den ein neuer Papst nach seiner Wahl spendet.