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Päpstlicher Segen “Urbi et orbi”

Es ist ein festes Ritual zu Ostern und Weihnachten: Von der Loggia des Petersdoms spendet der Papst der ganzen Welt den Segen “Urbi et orbi”. Ob der kranke Franziskus das auch in diesem Jahr schafft, ist noch nicht klar.

Ostern und Weihnachten erteilt der Papst vom Balkon des Petersdoms den Segen “Urbi et orbi”. Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt “der Stadt und dem Erdkreis”. In dieser Formel kommt der weltumfassende Anspruch der katholischen Kirche zum Ausdruck. Sie geht auf die römische Antike zurück. Damals galt Rom als Inbegriff der Stadt (urbs) schlechthin und als Mittelpunkt des Erdkreises (orbis).

In diesem Jahr ist bisher noch nicht klar, ob der kranke Papst Franziskus am Ostersonntag den Segen in der üblichen Form spenden kann. Eigentlich ist er dem Kirchenoberhaupt vorbehalten, doch bisher fehlt bei den Ankündigungen des Vatikans der sonst übliche Zusatz “Unter Vorsitz des Heiligen Vaters”.

Sollte zum Beispiel Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin stellvertretend für Franziskus den Segen erteilen, wäre dies mutmaßlich das erste Mal in der jüngeren Kirchengeschichte, dass dieser seit dem 14. Jahrhundert praktizierte Segen des Papstes von einem anderen erteilt wird.

Mit dem Segen “Urbi et orbi” verbunden ist ein vollkommener Ablass, also nach katholischer Lehre der Erlass aller zeitlichen Sündenstrafen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die jeweilige Schuld durch Beichte, Kommunionempfang und Gebete sowie Werke der Buße schon getilgt ist.

Segen und Ablass gelten seit 1985 auch für alle Gläubigen, die die Zeremonie am Fernseher verfolgen. Für Radiohörer ist dies schon seit 1967 der Fall. Lange Zeit waren mit “Urbi et orbi” auch Oster- beziehungsweise Weihnachtsgrüße des Papstes verbunden. Johannes Paul II. und Benedikt XVI. verlasen sie in mehr als 60 Sprachen. Franziskus verzichtet auf diesen Brauch.

Der Vatikan verwendet die Formel “Urbi et orbi” außerdem für bestimmte Dokumente, die weltweite Geltung beanspruchen. Weitere Anlässe für ihren Gebrauch sind Selig- und Heiligsprechungen, besondere Ablässe sowie der erste Segen, den ein neuer Papst nach seiner Wahl spendet.