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Segen für Paare, die spontan darum bitten

In Idstein steht der Sekt schon kalt. Bei mindestens 26 Trauungen oder Segnungen von Paaren an einem Tag, will die evangelische Kirchengemeinde vorbereitet sein. „Trausegen2go – einfach heiraten“ hat sie ihr Angebot für den 24. April überschrieben. 26 Paare haben sich Ende März schon angemeldet, wer spontan kommt, wird auch getraut oder bekommt einen Segen zugesprochen, verspricht Pfarrerin Daniela Opel-Koch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Für eine offizielle Trauung müssen Paare ihre Urkunde vom Standesamt mitbringen und mindestens einer oder eine der beiden müssen Mitglied der Kirche sein. Rechtlich sei das anders nicht möglich, sagt Opel-Koch. Den Segen allerdings sprechen die Pfarrerin und etwa zwölf weitere Pfarrpersonen sowie Prädikanten allen Menschen zu, die darum bitten.

„Wir stellen uns mit offenen Armen hin und heißen Menschen willkommen“, sagt Opel-Koch. Jesus habe das auch so gemacht. Das gute Wort Gottes für die Liebe zweier Menschen hängt nicht von deren Mitgliedschaft in einer Kirche ab, fügt sie hinzu.

Die Vorbereitungen für den Tag der Segnungen beschäftigen in Idstein viele Menschen. Sekretärinnen und Küsterin probieren Rezepte für Törtchen aus, eine Ehrenamtliche backt rosafarbene Plätzchen in Herzform, die Konfirmanden stimmen sich ein, um als „Freudentränentrockner“ dabei zu sein und jede Menge Seifenblasen zu pusten, und Kantor Carsten Koch beschäftigt sich mit der Musikauswahl. Von „Guten Mächten wunderbar getragen“ wird es ebenso von Orgel oder Klavier geben wie der Hochzeitsmarsch und Melodien aus dem Piratenfilm „Fluch der Karibik“ oder der Fantasy-Serie „Game of Thrones“.

Die Unionskirche wird am 24. April festlich geschmückt sein. Vor der Kirche wird ein Trau-Pavillon aufgebaut und vorsorglich dekorieren Gemeindemitglieder auch den Gemeindesaal, falls der Andrang größer wird. Initiatorin Opel-Koch hofft, dass Paare vom naheliegenden Standesamt spontan vorbeikommen, um sich und ihre Verbindung segnen zu lassen. Wer will, kann seine Familie oder ein paar Freunde mitbringen.

Mittwoch ist ein eher ungewöhnlicher Tag für eine Hochzeit, dürfte in diesem Jahr der Zahlenfolge wegen – 24.4.2024 – allerdings ein beliebtes Datum sein. Zumindest so beliebt, dass sich auch die Kirchengemeinden Reisen und Birkenau das Datum für ihre Aktion „Heiraten oder Segnung to go“ ausgewählt haben. „Wir sind schon ausgebucht“, sagt Pfarrer Marcel Albert.

Dreizehn Paare haben sich für die Zeit von 16 bis 20 Uhr angemeldet, davon acht Segnungen und fünf Trauungen. Albert und seine Ehefrau Alison Albert werden im Halbstundentakt segnen und trauen. Wer nach 20 Uhr kommt, wird auch nicht weggeschickt. „Wer da ist, bekommt den Segen oder auch eine Trauung“, sagt Albert.

Pionier für spontane Trauungen war das Segensbüro in Berlin. Zum ersten „Hochzeits-Pop-Up-Festival“ kamen 2022 insgesamt 70 Paare. Es gibt viele Gründe, warum Menschen nicht zum Standesamt gehen, obwohl sie gerne heiraten würden, sagt Pfarrerin Rebekka Wackler vom Segensbüro. Für diese Menschen hatte die Kirche zuvor kein Angebot. „Wir füllen eine Lücke“, sagt sie.

Es gibt Paare, die sich eine große Hochzeit für Tausende Euro nicht leisten können und Paare, deren Familien zu kompliziert sind, um gemeinsam in einer Kirche zu sitzen. Wackler erzählt von einem Mann, der sterbenskrank war und seine Beziehung noch einmal feiern wollte. Das seien „sehr tiefe Momente“, sagt die Pfarrerin.

„Trauungen to go“ habe es in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) bislang nicht gegeben, vermutet Pia Baumann, Referentin für Gottesdienste im Zentrum Verkündigung der EKHN. Die Gemeinden in Idstein, Birkenau und Reisen „scheinen etwas richtig gemacht zu haben“, sagt sie. Die Anmeldungen zeigten, dass sich Menschen angesprochen fühlen und das Bedürfnis besteht, „dieses Lebensfest Trauung zu feiern“.

Der Reformator Martin Luther und die ehemalige Nonne Katharina von Bora haben 1525 geheiratet. Für Kirchengemeinden könnte dieser 500. Hochzeitstag ein Anlass sein, zu spontanen Trauungen und Segnungen einzuladen. Sie würde sich darüber freuen, sagt Baumann.