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Segen für jedes Haus

Sie gehen verkleidet als die Heiligen Drei Könige von Haus zu Haus und sammeln für Kinderhilfsprojekte in der ganzen Welt. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf Indien

Das Sternsingen geht auf die Erwähnung der Sterndeuter in Matthäus 2,1 zurück. Im sechsten Jahrhundert wurden auf Grund ihrer drei Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe (Matthäus 2,11) drei Personen vermutet. Sie werden Caspar, Melchior und Balthasar genannt. Die Ursprünge des Sternsingens liegen vermutlich in den Krippen- oder Dreikönigsspielen.
Seit Mitte des 20. Jahrhunderts gibt es in Deutschland zentral gesteuerte Sternsingeraktionen. Die Sternsinger – in der Regel Kinder und Jugendliche – verkleiden sich als die Heiligen Drei Könige und ziehen durch ihre Gemeinde, meist in der Zeit nach Weihnachten bis zum 6. Januar, dem Epiphaniastag, auch „Dreikönigstag“ oder „Heilige Drei Könige“ genannt. Wer ihnen die Tür öffnet, dem tragen die Sternsinger ein Lied, Gedicht oder Gebet vor. Dann schreiben sie an die Haustür die Segensbitte C+B+M mit der jeweiligen Jahreszahlt. Diese drei Buchstaben stehen für „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus). Die Sternsinger sammeln dabei Geld für wohltätige Zwecke.
Die Sternsingeraktion wird in Deutschland auch „Aktion Dreikönigssingen“ genannt und ist weltweit die größte organisierte Hilfsaktion von Kindern für Kinder. Der Brauch ist zwar im Ursprung katholisch, doch auch Evangelische öffnen gern ihre Haustür, spenden und lassen sich die Segensbitte an die Tür schreiben.

Mehr als eine Milliarde Euro gesammelt

An der ersten Sternsingeraktion 1959 beteiligten sich Sternsinger in 100 Gemeinden und sammelten 90 000 Mark. Seit 1961 beteiligt sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an der Aktion, die seitdem vom Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und vom BDKJ gemeinsam getragen wird. Die Sternsinger haben seit dem Start im Jahr 1959 mehr als eine Milliarde Euro gesammelt. Das Geld kam rund 71 700 Projekten für benachteiligte Kinder und Jugendliche in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa zugute. Bei der Aktion 2017 kamen rund 46,8 Millionen Euro an Spenden zusammen.
Das „Sternsingen“ ist im Dezember 2015 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. In der Mitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission an das Kindermissionswerk hieß es zur Begründung unter anderem: „Das Expertenkomitee würdigt ihren Vorschlag als Heischebrauch zu karitativen Zwecken, der Anknüpfung zu Brauchformen zu anderen Zeitpunkten im Jahresverlauf sowie zu Praktiken in Nachbarländern hat. Die Dreikönigstags-Tradition ist damit Teil eines europäischen Brauchkomplexes. Als Titel wird ‚Sternsingen’ für verbindlich erklärt.“
Das ist allerdings nicht die erste Auszeichnung für die Aktion: Bereits 2004 wurden die Sternsinger mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet.

Schwerpunkt 2018: gegen Kinderarbeit

Bei ihrer kommenden Aktion sammeln die Sternsinger Geld für den Kampf gegen Kinderarbeit: Weltweit arbeiteten nach Schätzungen mehr als 150 Millionen Kinder, sagte der Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“, Prälat Klaus Krämer. Kinderarbeit verhindere den Schulbesuch und damit eine bessere Zukunft. Die 60. Sternsingeraktion wird am 29. Dezember in Trier eröffnet. Sie steht unter dem Leitwort „Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit!“ Das diesjährige Beispielland Indien sei das größte Land mit Kinderarbeit, erklärte Krämer. Eltern fehle häufig Geld für den Schulbesuch, Kinderarbeit sei damit ein Zeichen von Armut. Dadurch entstehe oft ein Teufelskreis. „Die Sternsinger“ unterstützen etwa Projekte, die bessere Erwerbsquellen für die Eltern ermöglichen und Kinder wieder in die Schule bringen. kil/epd