Was wäre der Sommer ohne Musikfestivals? Freunde, Sonne und Lieblingsbands sind für viele ein perfekter Mix. Es gibt sogar Festivals, die die gute Laune gleich im Namen tragen, etwa das „Glücksgefühle“-Festival auf dem Hockenheimring. Doch bei jungen Menschen im Ausnahmezustand können Gefühle auch kippen und psychische Nöte entstehen. Der Bremerhavener Pastor Max Bode steht in solchen Situationen als Gesprächspartner zur Verfügung, erläutert er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der 33-Jährige, selbst leidenschaftlicher Festivalbesucher, liebt Punk, Rock und Metal und ist in diesem Jahr er auf dem „Reggae Jam“ in Bersenbrück, beim Festival „Die Hütte Rockt“ in Georgsmarienhütte sowie dem „Reload Festival“ in Sulingen im Einsatz.
Herr Bode, Festivals, das klingt nach Musik und Spaß: Wozu braucht es auf diesen Veranstaltungen Seelsorger?
Maximilian Bode: Natürlich bin ich als Pastor auch Seelsorger, aber auf den Festivals sehe ich mich eher als jemand, mit dem man einfach schnacken kann. Zusammen mit den Kollegen vom Bistum Osnabrück vom Projekt „durchkreuzer“ bieten wir ganz niedrigschwellig offene Gespräche an. Das können Seelsorgefälle sein, müssen es aber nicht. Wir sind auch für die kleinen Probleme da, mit denen man nicht gleich zur Seelsorge oder den Einsatzkräften geht – etwa bei Stress mit den Leuten im Nachbarzelt oder wenn sich ein Paar zerstritten hat.
Was sind häufige Probleme, mit denen Festivalbesucher auf Sie zukommen?
Feiern, gute Laune, Ausbrechen aus dem Alltag, das macht für viele den Reiz von Festivals aus. Das ganze verbunden mit Alkohol, Drogen, Reizüberflutung und Schlafmangel kann bewirken, dass verdrängte Gefühle hochploppen. Liebeskummer, eine Beziehung, der ich nachtrauere. Weltschmerz halt. Die Musik kann diese Gefühle auslösen und verstärken. Auf Beerdigungen zum Beispiel werden heute viel häufiger als früher Pop- und Rocksongs gespielt. Wie fühle ich mich, wenn das Lied, das gerade gespielt wird, auf der Beerdigung meiner Mutter lief? Und auf einem Festival kann ich es nicht einfach wegklicken, da muss ich dann durch.
Und natürlich passieren überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, auch Dinge, die andere nicht wollen, mit denen sie sich unwohl fühlen. Übergriffiges Verhalten etwa – in seiner ganzen Bandbreite. Ich erinnere mich an ein noch sehr junges Mädchen, die völlig irritiert war, dass Männer sie aufgrund ihres Outfits anglotzten. Das war ihr völlig unangenehm und sie hatte das vorher noch nie erlebt. Der Satz „Wo geht’s hier nach Panama?“ hat sich auf Festivals etabliert, um diskret um Hilfe zu bitten.
Was raten Sie jungen Festivalbesuchern: Wie kommen sie gut und stabil durch die aufregenden und anstrengenden Festivaltage?
Also mein erster Tipp ist: Macht euch klar, wo viele Menschen sind, sind auch viele Arschlöcher. Und zweitens: Feiert die schönen Momente so, wie sie kommen, lasst euch treiben. Man kann das Glück nicht erzwingen, wer zu hohe Erwartungen hat, wird schnell enttäuscht. Und drittens: Hol dir Hilfe, wenn es dir schlecht geht. Aber das gilt ja für das ganze Leben.