Artikel teilen:

Seelen-satt

Über den Predigttext am 2. Sonntag nach Weihnachten: 1. Johannes 5,11-13

Picasa

Predigttext am 2. Sonntag nach Weihnachten: 1.Johannes 5,11-13
11 Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. 12 Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. 13 Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.

Ich sitze zu Hause am Schreibtisch und überlege, was ich zu diesem Bibeltext wohl für eine Andacht schreiben könnte, ich lese verschiedene Bibelübersetzungen, ich suche in meinem Bücherschrank und denke dies und denke das. Irgendwie komme ich nicht so recht voran. Zum Glück werde ich unterbrochen, weil ich wie jeden Donnerstag mit einer Freundin zum Sport fahre. Wir steigen ins Auto ein und ich erzähle beiläufig, dass ich gerade versucht habe, eine Andacht zu schreiben. Einer spontanen Eingebung folgend, frage ich meine Freundin, was fällt denn dir zu diesem Satz ein:„Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ Sie überlegt kurz und sagt dann prompt: Innerlich satt werden – ja, das wäre das Wichtigste, was ihr zu einem Leben mit Jesus einfällt. Dann zählt sie mühelos noch weitere, ihr wichtig gewordene Eigenschaften eines Lebens mit Jesus auf: Sie findet es sehr bereichernd, in ihrer Kirchengemeinde in geistlicher Gemeinschaft mit anderen leben zu dürfen. Für sie heißt das: Sich über Lebensfragen offen austauschen zu können, zusammen und füreinander beten zu können, sich gegenseitig zu tragen. Des Weiteren fühlt sie sich sehr beschenkt, dass sie in der Gemeinde auch im vorgeschrittenen Alter noch neue Menschen kennenlernen könne, also nicht isoliert sei. In der Gemeinde könne sie auch Begabungen neu entdecken und leben, sich so weiterentwickeln, neue Möglichkeiten erfahren, die erfüllend seien. Und als ehemalige Esoterikerin sagt sie, sei ihr ganz wichtig, dass man auch – zu ihrem Erstaunen – durch den Glauben an Jesus heil werden könne. Sie hätte früher diese Heilsbotschaft nur bei den Esoterikern gehört, mit dem christlichen Glauben hätte sie lange Zeit nicht „heil werden“ in Verbindung gebracht, aus Unkenntnis, aber auch weil es ihr niemand sagte.

Geistliche Gemeinschaft mit anderen leben

Ich staune  über ihre schnelle, umfassende Antwort zu diesem scheinbar schwierigen Bibelwort.
Und unser Gespräch im Auto geht weiter, wir fragen uns: Hat dieses Wort einen ausschließenden Charakter, könnte man eine Wertung, ja sogar ein Gerichtswort heraushören? „…wer den Sohn nicht hat, der hat das Leben nicht“. Wir sind uns einig: Dieser Vers ist nicht richtend zu verstehen, vielmehr beschreibt er lediglich eine  Konsequenz: Lebe ich im Glauben mit Jesus, sieht mein Leben anders aus, als wenn ich ohne ihn lebe. Diese Aussage gilt für mein irdisches Leben genauso, wie für ein mögliches ewiges Leben nach meinem Tod. Ist es nicht so, dass nur, wenn ich Jesus als real und lebendig in meinem irdischen Leben erfahren habe, ich mir überhaupt ansatzweise vorstellen kann und glaubend darauf zugehen kann, dass sein Versprechen auf ewiges Leben  nach meinem Tod auch real sein wird? Nur wenn ich einen inneren Zugang zur Transzendenz, zu der Realität Gottes während meines irdischen Lebens erfahren habe, reicht meine Vorstellungskraft und meine Zuversicht aus, auch auf ein Leben nach dem Tod, auf irgendeine Form von Existenz bei Gott zu hoffen.

Gelassener, friedvoller, versöhnter

So verstehe ich Vers 13: „…. damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“ Wer an Jesus glaubt, ihn als reale Person, als handelnde Kraft im eigenen Leben erlebt hat, kann sterben in der Hoffnung auf das ewige Leben in ihm. Und wundersamerweise: Wenn ich an ein Leben bei Gott nach meinem Tod glaube, verändert dies auch mein Handeln und Denken auf Erden. Im besten Falle werde ich gelassener, friedvoller, versöhnter. Ich weiß um einen Vater im Himmel, der mich ins Leben rief und auch wieder abberufen wird, mein Leben ist nicht dem bloßen Schicksal überlassen, dem Zufall, sondern es liegt  in der Hand eines liebenden Vaters.
Von daher erschließt sich für mich Sinn und Ziel, Anfang und Ende meines Lebens ganz neu. Ich weiß mich geborgen und geliebt. Was gibt es Größeres? Jeder Mensch sehnt sich danach. In Jesus Christus, der Mensch gewordenen Liebe Gottes, lässt sich dies finden, das Leben mit Qualität, Tiefgang und Sinn.