Viele Eltern trauen sich nicht, ihren Kindern vorzulesen, weil sie es selbst nicht gelernt haben. Dabei brauche es gar nicht viel, sagt die Lese-Expertin Simone Ehmig von den Universitäten Mainz und Berlin, und gibt Tipps, wie Vorlesen gelingt.
Wichtigster Punkt: Eltern können nichts falsch machen. Es gibt keine Mindestanforderungen – außer einem Buch oder Bildern, zu denen man eine Geschichte erzählen kann, gedruckt oder digital, und zwei Menschen, die zusammensitzen.
Vorlesen muss nicht lange dauern und ist nahezu überall möglich. Die klassische Situation ist sicher das Zubettgehen. Aber es funktioniert genauso gut zwischendurch am Küchentisch, auf dem Fußboden in der Spielecke, im Bus oder im Wartezimmer.
Vorlesen ist keine schauspielerische Leistung. Eltern müssen sich nicht verstellen oder besonders toll vorlesen können. Vor allem ist es keine Einbahnstraße: Vorlesen lebt vom Austausch, vom gemeinsamen Entdecken, was alles auf den Abbildungen zu sehen ist, was aus der Geschichte einem vielleicht selbst schon passiert ist, was lustig, traurig oder ermutigend ist.
Vorlesen (und in allen Fällen natürlich auch Erzählen) ist in allen Sprachen möglich und sollte in der Sprache passieren, in der sich Eltern und Kinder wohlfühlen.
Vorlesen kann spielerisch auch unterwegs passieren – Buchstaben und Wörter im Vorbeigehen entdecken. Überlegen, welche Wörter das Kind schon mal gehört hat, welche auch mit einem „M“ wie McDonalds oder einem „A“ wie Apotheke beginnen. Daran lassen sich ganz wunderbar auch in Situationen ohne Buch Geschichten erfinden.
Schließlich lässt sich Vorlesen ergänzen – nicht ersetzen! – durch Hörbücher und -spiele, elektronische Tools wie Vorlesestifte, altersgerechte (digitale) Spiele, die häufig ebenso narrative Elemente enthalten.