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Schulleitungen am Limit – Burnout-Risiko laut GEW auf hohem Niveau

Sie haben keine Zeit für Pausen, können nicht abschalten und gehen krank zur Arbeit: Schulleitungen sind laut einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft GEW massiv belastet. Die GEW fordert mehr Personal und Arbeitsschutz.

Schulleiterinnen und Schulleiter in Deutschland sind nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW massiv belastet. “Viele Schulleitungen haben keine Zeit für Pausen, können nicht abschalten und gehen krank zur Arbeit”, erklärte Anja Bensinger-Stolze, GEW-Vorstandsmitglied Schule, bei der Vorstellung von Umfrageergebnissen am Montag in Berlin. Das führe zu einem überdurchschnittlich hohen Burnout-Risiko. “Es ist nur eine Frage der Zeit, bis aus der überhöhten Schlagzahl bei so mancher Leitungskraft ein krankheitsbedingter Ausfall wird”, warnte Bensinger-Stolze. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) forderte “dringende Präventionsmaßnahmen” durch die Arbeitgeber.

Dazu zählten unter anderem Arbeitszeiterfassung, mehr pädagogisches und administratives Personal, Entlastungsstunden und eine regelmäßige Gefährdungsbeurteilung. “So kann es nicht weitergehen”, mahnte Ralf Becker, GEW-Vorstandsmitglied Berufliche Bildung und Weiterbildung. Die Länder müssten jetzt mit den Landesverbänden der GEW und den Personalräten Gespräche aufnehmen, damit rechtliche Grundlagen und Verfahren geschaffen würden, um die Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes umzusetzen.

Die Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften (FFAW) hatte im Auftrag der GEW mehr als 7.300 schulische Leitungskräfte aus 14 Bundesländern befragt. Vorausgesetzt nur eine Leitung pro Schule hat sich an der Umfrage beteiligt, entspräche das laut Gewerkschaft rund 32 Prozent aller Schulleitungen in Deutschland, also einem knappen Drittel. Es ist den Angaben zufolge die bisher größte GEW-Befragung von Schulleitungen zur psychischen Belastung.

75 Prozent der Befragten haben laut GEW angegeben, den ganzen Tag in einem hohen Tempo zu arbeiten; trotzdem könnten 70 Prozent der befragten schulischen Leitungskräfte ihre Pausenzeiten nur selten oder nie einhalten. Im Vergleich zu Durchschnittswerten anderer Berufsgruppen seien die quantitativen und emotionalen Anforderungen der Schulleitungen zudem deutlich erhöht. “Die Belastungssituation der Schulleitungen ist sehr ausgeprägt”, sagte FFAW-Studienleiter Matthias Nübling.

Zwar seien einige Aspekte auch überdurchschnittlich positiv bewertet worden – etwa Entwicklungsmöglichkeiten, die Verbundenheit mit dem Arbeitsplatz oder eine deutlich niedrigere Unsicherheit des Arbeitsplatzes. “Insgesamt reichen die positiven Aspekte aber nicht aus, um die klar erhöhten Belastungen auszugleichen”, betonte Nübling.