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Schuldenfalle: Verband fordert strengere Regeln für Online-Käufe

Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Bremen fordert strengere Regeln für Online-Käufe, um Schuldenfallen zu vermeiden. „Zinsen und Kosten bei Ratenkäufen dürfen nicht im Kleingedruckten stehen, sondern müssen für alle verständlich unmittelbar vor dem Bezahlprozess erfolgen“, erklärte am Freitag Anja Stache, die beim Paritätischen Bremen für das Thema Schuldenberatung zuständig ist. Da müsse der Gesetzgeber tätig werden. Bremen ist das Bundesland mit der höchsten Überschuldungsquote Deutschlands.

Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände ruft von Montag bis Freitag zur bundesweiten „Aktionswoche Schuldnerberatung“ auf, um für das Thema zu sensibilisieren. In diesem Jahr sind digitale „Buy now, pay later“-Angebote („Kaufe jetzt, zahle später“) im Visier: Zahlreiche Firmen locken mit Angeboten, Produkte online zu bestellen und erst 30 Tage später oder in Raten zu bezahlen. Das Risiko, dabei in eine Schuldenfalle zu geraten, sei groß, warnte der Paritätische. Das Motto der Aktionswoche provoziere daher mit dem Titel „Buy now – Inkasso später“.

Dem „Schuldner-Atlas 2023“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform zufolge haben zwölf Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Land Bremen Zahlungsprobleme. „Schuldnerberatungsstellen berichten vor allem von jungen Menschen, die versteckten Kreditangeboten verfallen“, hieß es. Auch die Zahlen von Creditreform bestätigten, dass es in der jüngsten Altersgruppe bis 29 Jahre eine zunehmende Überschuldung gebe. Das paritätische Fachzentrum Schuldenberatung rege daher an, die finanzielle Allgemeinbildung als festen Bestandteil in den Lehrplan an Schulen aufzunehmen.

„Der Umgang mit Geld, Handy und Internet muss erlernt werden“, bekräftigte Sandra Gillert vom Fachzentrum Schuldenberatung. „Ebenso sind Themen wie die erste eigene Wohnung, Girokonto und Kreditverträge wichtige Bausteine in der Lebensgestaltung.“ In Bremen seien bedauerlicherweise keine finanziellen Mittel für Präventionsarbeit vorgesehen. Außerdem müsse überschuldeten Menschen ein kostenloser Zugang zur sozialen Schuldnerberatung ermöglicht werden: „Für Betroffene allein ist eine Schuldenregulierung kaum möglich.“

Nach einer EU-Richtlinie müssen die Mitgliedsstaaten zukünftig sicherstellen, dass für Verbraucherinnen und Verbraucher Schuldenberatungsdienste kostenfrei zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang forderte die Vorständin des Paritätischen in Bremen, Birgit Pfeiffer: „Die bremischen Schuldnerberatungsstellen müssen dringend entlastet werden, da sie ohnehin mit bürokratischen Hürden sowie mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben.“