Berlin. Erst ließ der Maestro 20 Minuten auf sich warten, dann folgte ein gewohnt schriller Auftritt: Im Auftrag der Deutschen Bibelgesellschaft hat Stardesigner Harald Glööckler einen Schmuckschuber für die neue Lutherbibel 2017 gestaltet, der in der Berliner Kulturkirche St. Matthäus präsentiert wurde. Der 51-jährige Modemacher fügt sich damit in eine Reihe Prominenter ein wie Illustrator Janosch, Fußballtrainer Jürgen Klopp, Musiker Klaus Meine ("Scorpions") oder Schauspielerin Uschi Glas, die weitere Sammlereditionen der eigens zum 500. Reformationsjubiläum überarbeiteten Bibel gestalteten.
Während die Schuber der anderen eher im kleinen Rahmen vorgestellt wurden, gibt es bei Glööckler das ganz große Brimborium. "So kriegt man Menschen in die Kirche", sagt der Mode- und Schmuckdesigner strahlend und hält Bibel und Schuber in das Blitzlichtgewitter. So viele Fotografen hat die St. Matthäus-Kirche am Kulturforum, ein elegantes Gebäude des preußischen Baumeister Friedrich August Stüler, sicher noch nie angezogen.
Glööckler im Paradies
Der von Glööckler gestaltete Schmuckschuber ist wie sein Schöpfer: schrill. Und im Mittelpunkt steht er selbst. Das Bild zeigt Glööckler inmitten einer paradiesischen Szenerie. Aufrecht steht er in einem sakral anmutenden Raum, umflattert von weißen Tauben, umrankt von üppigen Blumenbehängen und Stillleben-artig angeordneten Obst. Wie einst im Paradies von Adam und Eva lockt dazu die Schlange mit dem Apfel der Versuchung im Maul. Als Motto wählte Glööckler den Bibelvers "Du erntest, wo du nicht gesäht hast, und du sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast" (Matthäus 25,24).
Die Bibel sei wie "ein Kochbuch fürs Leben", sagt der Designer. "Für mich ist sie immer ein wichtiger Ratgeber." In ihr finde sich viel Wahrheit, häufig auch zwischen den Zeilen. Er sei ständig im Dialog mit Gott, sagte Glööckler. Zu Gott und den Engeln könne er mit allen Sorgen kommen. Dieser sei für ihn aber "kein alter grauer Mann, vor dem man in Ehrfurcht erstarren muss".