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Schriftstellerin: “Zu oft sind wir am Wegwischen”

Sozialer Tod schon lange vor dem eigentlichen Sterben: In Japan gibt es dafür einen Namen. Eine Schriftstellerin beleuchtet, warum solche Begriffe auch für die hiesige Gesellschaft beunruhigend aktuell sind.

Milena Michiko Flasar (45), japanisch-österreichische Schriftstellerin, rechnet mit weiter zunehmender Einsamkeit in der Gesellschaft. “Der Fokus auf die digitale Welt löst den modernen Menschen aus den ohnehin brüchig gewordenen Strukturen heraus. Zu oft sind wir am Wegwischen”, sagte sie im Gespräch mit der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Am Montag erscheint ihr Essay “Sterben lernen auf Japanisch”.

Flasar verwies auf Studien, denenzufolge junge Menschen hierzulande vermehrt mit psychischen Problemen kämpfen. Ihnen machten so viele verschiedene Themen zu schaffen – und nicht nur ihnen, denn: “Wer sich großen existenziellen Ängsten gegenübersieht, hat oft keine Sprache dafür.” Der Rückzug scheine dann mitunter die einfachere Option zu sein, wie es sich in Japan bei sogenannten Hikikomori zeige, also Menschen, die über Monate bis Jahre die Isolation wählen.

Wenn ältere Menschen einsam sterben, spricht man in Japan von einem “Kodokusha”. Betroffene seien meist “schon lange vor ihrem Tod aus dem Netzwerk Gesellschaft gefallen”, sagte die Autorin: “Man könnte in ihrem Fall von einem frühzeitigen ‘sozialen Tod’ sprechen.” Gerade im Kleinen wäre es daher ein wichtiger erster Schritt, wirklich hinzuschauen – “um sich den großen Herausforderungen zu stellen”.