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Schlehe “Sisi” und Walnuss “Knacki” im Erlebnisgarten

Von der Apfelbeere über Birnenquitte und Davidsmandel bis hin zur „großfruchtigen Mispel“: In Rheinstetten (Kreis Karlsruhe) wurden auf einem brachliegenden Grünstreifen 40 verschiedene Sträucher und Bäume mit essbaren Früchten gepflanzt. Dies soll nicht nur ein öffentlicher Fruchtgarten sein, sondern auch ein grüner Erlebnisraum für ökologisch-kulturelle Events werden, wünschen sich die Initiatoren Indra Schelble und Olaf Quantius.

Das Projekt „poetic food forest“ soll in Kooperation mit der Stadt Rheinstetten Gartenkultur und bildende Kunst verbinden. Dafür hat das Künstlerpaar einen gleichnamigen, gemeinnützigen Verein gegründet. Entstehen soll ein vielfältiger Lebensraum für Jung und Alt, wünscht sich Schelble im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Geplant sind Aktionen wie Workshops, Präsentationen und Tagesausstellungen.

Bei der Baumpflanzung wurden auch Kinder eingebunden. So durften Grundschüler für die neu gepflanzten Gewächse Spitznamen aussuchen, die sie neben der botanischen Bezeichnung und ihrem eigenen Vornamen auf kleine Tafeln geschrieben haben. Es gibt etwa eine Schlehe namens „Sisi“, den Zwetschgenbaum „Angel“ und die Himbeersträucher „Heiner“. Walnuss „Knacki“ und Kornelkirsche „Rüdiger“ stehen nur wenige Meter entfernt von „Real Madrid“, einem Zierapfel.

Versteckt in einer hüfthohen Wiese und von der Straße kaum zu sehen, gibt es verschiedene Sitzmöbel, die von Studierenden der Universität Karlsruhe KIT aus unterschiedlichen recycelten Materialien entworfen wurden. Ein schmaler, gemähter Weg führt in den besonderen Erholungsraum, in dem Linden und Ahornbäume Schatten bieten.

Auf einer Bank aus recycelten Paletten und Dachziegeln macht ein Mitarbeiter eines nahegelegenen Unternehmens regelmäßig seine Mittagspause, wie er erzählt. Die danebenstehende Metallkiste hat er noch nicht geöffnet. Wer sie aufklappt, findet nicht nur einen gepolsterten Sitzplatz, sondern auch Zeitschriften im Deckel.

Das Konzept des „poetic food forests“ soll zeigen, dass aus der Verbindung eines landwirtschaftlich nutzbaren Gartens mit künstlerischen Interventionen ein kultureller und ökologischer Mehrwert entstehen kann, erklärt der Künstler. Damit soll der Wert des Allgemeinguts ins Zentrum rücken. Denn der Garten gehöre „niemandem alleine“. Dies untersuchen Indra Schelble und Olaf Quantius wissenschaftlich in ihrem 2023 an der Kunstuniversität Linz (Österreich) begonnenen Doktorat mit dem Forschungsschwerpunkt „Ästhetik der Nachhaltigkeit“.

Neu ist das Konzept eines öffentlichen Obstgartens nicht, die Verbindung mit Kunst aber schon. Anders als beim „urban gardening“, gemeinschaftlichen Pflanzaktionen in öffentlichen Beeten, wird auf mehreren Etagen gepflanzt. Schatten spenden hochwachsende Nuss- und Obstbäume, darunter wachsen Sträucher mit unterschiedlichen Früchten wie Haselnuss, Kornelkirsche oder Holunder. Daran können sich auch Brombeeren oder Kiwis in die Höhe ranken. Die untere Krautschicht besteht aus essbaren Stauden und Gemüsen. (1208/26.05.2025)