UK 3/2019, Islam (Seite 4: „Absage an deutschen Islam: Schaden für die Integration“)
Die kurze Notiz und Einschätzung der Konferenz europäischer Muslime, zu der der türkische Islamverband Ditib Anfang Januar nach Köln eingeladen hatte und auf der einem deutschen und europäischen Islam eine Absage erteilt wurde, hätten durch weitere Hinweise ergänzt werden können, die die Konferenz und die einladende Organisation charakterisieren.
1. Nach Medienberichten sollen an dem „innerislamischen Dialog“ auch Mitglieder der radikalen Muslimbrüderschaft teilgenommen haben.
2. Die zeitgleich mit der Konferenz durchgeführte Wahl eines neuen Vorstands, die die seit Jahren andauernde Kritik an dem Verband entschärfen sollte, hat dieses Vorhaben mehr als konterkariert. Der neue Vorsitzende, der Theologe Kazim Türkmen, ist wie sein Vorgänger Beamter des türkischen Staates und sein Stellvertreter Ahmet Dilek war für die Spionage-Affäre des Jahres 2016, bei der Dossiers über Erdogan-Kritiker in Deutschland gesammelt und weitergeleitet wurden, mitverantwortlich.
Das alles schadet nicht nur der Integration türkischstämmiger Muslime in Deutschland, es ist ein Schlag gegen die Reformbestrebungen innerhalb des Islams und deren moderaten Kräfte. Zugleich rückt dadurch das Ziel einer staatlichen Anerkennung als Religionsgemeinschaft in weite Ferne. Und nicht zuletzt zeigt sich, dass der Verband weiterhin von der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara gesteuert wird und sich damit nach wie vor als ein verlängerter Arm der türkischen Regierung darstellt. Ein solcher Islam, der Kontakte zu radikalen Islamisten pflegt und politisch instrumentalisiert wird, ist mit unseren bestehenden Werte- und Rechtsvorstellungen unvereinbar.
Friedrich-Karl Scheer, Wanne-Eickel
Artikel teilen: