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Schattenseiten

Hexenverfolgung

Zu den schwarzen Flecken auf der Weste der Reformation gehört nicht nur das unsägliche Verhältnis zu Juden und Bauern, sondern auch das Schweigen zu den Hexenprozessen. Noch 1540, also 23 Jahre nach dem Thesenanschlag, wurde in Wittenberg eine angebliche Hexe verbrannt. Zu Recht fordert jetzt der Arbeitskreis Hexenprozesse die EKD auf, während des Reformationsjubiläums 2017 des Schicksals der Opfer der Hexenverfolgung zu gedenken (siehe Seite 2).

 Allzu leicht hat man in der Vergangenheit diese Schandflecken mit dem Argument abgetan: Martin Luther und andere waren auch nur Kinder ihrer Zeit, also dem Denken ihrer Tage verhaftet. Das waren sie unbestritten. Und dennoch werfen diese Ereignisse dunkle Schatten auf den reformatorischen Aufbruch. Dem Anliegen des Arbeitskreises Hexenprozesse kann sich die EKD nicht verschließen. Klar positioniert hat sich Reformationsbotschafterin Margot Käßmann: Sie bewundere Martin Luther. Gleichzeitig dürfe man ihn nicht „zum makellosen Helden“ machen, sondern könne seine Schattenseiten benennen.