Eine frühere Mitarbeiterin der Ausländerbehörde des Landkreises Osnabrück soll seit Januar 2022 in mehr als 300 Fällen grob fehlerhafte Einbürgerungen vorgenommen haben. Die Osnabrücker Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue, Vorteilsnahme und Bestechlichkeit, wie ein Sprecher der Behörde dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläuterte. Die 33-Jährige soll dabei rund 41.000 Euro unterschlagen haben. Der Landkreis hat der Sachbearbeiterin inzwischen gekündigt. Zuerst hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über den Fall berichtet.
Bei den Einbürgerungen sollen vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfungen wie Abfragen beim Bundeszentralregister, beim Verfassungsschutz und der Staatsanwaltschaft gar nicht oder nur zum Teil ausgeführt worden sein, ebenso die Überprüfung, ob die Interessenten ihren Lebensunterhalt eigenständig bestreiten können. Über einen Mittelsmann soll die Frau einbürgerungswillige Ausländer aufgefordert haben, die Gebühren in bar zum Behördentermin mitzubringen, da das EC-Lesegerät defekt sei. Das so erhaltene Geld soll sie in die eigene Tasche gesteckt haben.
Die Unregelmäßigkeiten fielen im vergangenen Jahr bei einer Kassenprüfung auf. Ein mögliches Motiv könnten Schulden sein, hieß es. Alle von der Frau vorgenommenen Einbürgerungen seien nachträglich überprüft worden, sagte Landkreis-Sprecher Burkhard Riepenhoff. Sie blieben gültig. Es wiege allerdings schwer, dass durch den Fall das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Staat und Verwaltung erschüttert sei.