Ein Punk-Gebet gegen Putin und Patriarch Kyrill in einer Moskauer Kirche machte das feministische Kollektiv “Pussy Riot” bekannt. Der Kreml ging brutal dagegen vor. Nun sind die Frauen als kriminelle Vereinigung geächtet.
Russland hat das kremlkritische Kunstkollektiv “Pussy Riot” offiziell zur “extremistischen Organisation” erklärt. Ein Moskauer Gericht habe am Montag nach nicht öffentlicher Verhandlung einem entsprechenden Antrag des Generalstaatsanwalts stattgegeben, meldeten staatliche russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf den Richter. Durch die Entscheidung gilt “Pussy Riot” nach russischem Recht als kriminelle Vereinigung, mit allen Konsequenzen für ihre Mitglieder und ihr Umfeld.
Eine Begründung des Gerichts wurde zunächst nicht bekannt. Eine als “Punk-Gebet” bezeichnete Aktion gegen Kreml-Chef Wladimir Putin und den russisch-orthodxen Patriarchen Kyrill I. in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau hatte das Kollektiv 2012 international bekannt gemacht. Die Generalstaatsanwaltschaft soll in ihrem Antrag unter anderem darauf sowie auf eine Aktion beim Endspiel der Fußball-WM 2018 in Moskau verwiesen haben.
Die meisten Mitglieder des Kollektivs flohen inzwischen ins Ausland, nachdem sie zum Teil in russischen Straflagern saßen. Erst im September wurden fünf von ihnen in Abwesenheit zu 8 bis 15 Jahren Haft verurteilt. Ihnen wurde vorgeworfen, Falschmeldungen über die russische Armee in Zusammenhang mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine verbreitet zu haben.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte verurteilte Russland 2023 für die Folgen eines brutalen Polizeieinsatzes gegen “Pussy Riot”-Mitglieder 2014 in Sotschi. Das damalige Vorgehen der russischen Sicherheitskräfte verletzte demnach sowohl das Verbot unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung wie auch das Recht auf freie Meinungsäußerung. Das Gericht sprach den fünf Klägerinnen und Klägern je 15.000 Euro Schmerzensgeld zu.