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Rund 70.000 Rückführungen in Erstaufnahmeland gescheitert

Deutschland hätte viel mehr Flüchtlinge in andere EU-Ländern zurückschicken können. Warum das nicht geschah, dafür gibt es mehrere Gründe. Vieles aber bleibt ein Rätsel.

Es gibt viel Kritik am Asylverfahren in Deutschland
Es gibt viel Kritik am Asylverfahren in DeutschlandImago / Steinach

Deutschland hat im vergangenen Jahr nur einen Bruchteil der Flüchtlinge, die über Drittstaaten eingereist sind, in die EU-Länder zurückgeschickt, in denen sie eigentlich ihr Asylverfahren hätten bekommen sollen. Demnach nahm Deutschland 2024 rund 75.000 sogenannte “Dublin-Flüchtlinge” auf, die ursprünglich in einem anderen EU-Mitgliedsstaat registriert worden waren. Lediglich in 6.000 solcher Dublin-Fälle gelang eine Überstellung ins Erstaufnahmeland.

Die Zahlen gehen aus einem Bericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hervor, den die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht vom Innenministerium erfragt hatte, und der t-online exklusiv vorliegt.

Vorsitzende des BSW spricht von “asylpolitischen Skandal”

Die Vorsitzende des BSW hält das für einen “asylpolitischen Skandal” – nicht zuletzt, weil auch der mutmaßliche Täter von Aschaffenburg ein “Dublin-Flüchtling” war, der nicht abgeschoben wurde. “Wäre Recht und Gesetz durchgesetzt worden, hätte die Tat verhindert werden können”, sagte Wagenknecht t-online.

Von den gut 75.000 Übernahmeersuchen wurden 44.000 von den aufnehmenden Ländern genehmigt; sie hätten also zurückgeschickt werden können. Warum dies nur in 5.800 Fällen geklappt habe, hat laut Ministerium viele unterschiedliche Gründe: Laut Bericht waren mehr als 4.000 Geflüchtete untergetaucht, weitere 2.000 wurden nicht angetroffen, in 4.500 Fällen war die Ausländerbehörde untätig und in 3.000 Fällen gab es andere organisatorische Gründe. Auch laufende Gerichtsverfahren oder Kirchenasyl verhinderten tausende Abschiebungen.