Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus des Bundes (MIA) hat im vergangenen Jahr 621 Vorfälle erfasst. Das geht aus ihrem am Montag in Berlin veröffentlichten ersten Jahresbericht hervor. Neben einem Fall extremer Gewalt, 17 Angriffen, vier Sachbeschädigungen und elf Bedrohungen wurden demnach 343 Fälle von Diskriminierung und 245 verbale Stereotypisierungen registriert.
Der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, sagte bei der Vorstellung des Berichts, die erfassten Vorfälle zeigten, dass gesellschaftliche Ausgrenzung für die Betroffenen eine Alltagserfahrung sei. Er kritisierte zu wenig Informationen über die Minderheit im Bildungssystem. In der Polizei werde überdies ein Bild von Sinti und Roma weitergeben, das der NS-Zeit entstamme.
In mehr als der Hälfte der gemeldeten Vorfälle handelt es sich laut Bericht um Diskriminierungen, die Hälfte davon im Umgang mit Behörden. Im Bericht wird überdies Antiziganismus gegenüber geflüchteten Sinti und Roma aus der Ukraine beklagt. Deren Benachteiligung betreffe Einreise, Unterbringung, Bildungs- und Arbeitssektor.
Das Gleichbehandlungsgesetz müsse auch für den staatlichen Bereich gelten, so dass Diskriminierungen durch Institutionen ebenso wie solche im privaten Bereich geahndet werden könnten, hieß es in dem Bericht. Ferner müssten Anlaufstellen für Betroffene angemessen gefördert werden. Aus der Ukraine geflüchtete Sinti und Roma müsse gleichberechtigter Zugang zu Schulen, Wohnraum, sozialen Leistungen und lokalen Hilfsstrukturen gewährt werden.