In Rostock sind am Mittwoch sechs „Denksteine“ für die in der NS-Zeit ermordeten Juden Anszel und Basia Nowak und ihre Kinder Chaja, Leib, Fanni und Isaak enthüllt worden. Anszel Nowak wurde 1894 in Bełchatów, 50 Kilometer südlich von Łódź, geboren, wie der Verein der Freunde und Förderer des Max-Samuel-Hauses mitteilte. Er heiratete Sophie Brechner, die in der Nähe von Katowice (Kattowitz) geboren wurde. Beide zogen für einige Jahre nach Hannover, wahrscheinlich „aus Gründen der persönlichen und auch finanziellen Sicherheit für die junge Familie“, hieß es. Ihre beiden Kinder Chaja und Leib kamen 1925 und 1927 in Hannover zur Welt.
Warum die Familie nach Rostock zog, sei nicht bekannt, hieß es. Im Adressbuch von 1929 werde Anszel Nowak erstmals mit einem An- und Verkauf in Rostock erwähnt. 1930 starb Sophie nach der Geburt ihres dritten Kindes Fanni. Anszel heiratete bald darauf die aus Galizien stammende Basia Ring. 1934 kam ihr gemeinsamer Sohn Isaak zur Welt. Ab 1931 lebte die Familie in der Rostocker Fischbank 21 (heute etwa in Höhe der Nummern 10/11). Ab 1934 führte Anszel Nowak dort auch ein Konfektionsgeschäft.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 habe sich das Leben der Familie geändert. Die Einnahmen aus dem kleinen Bekleidungsgeschäft gingen den Angaben zufolge zurück. „Das Familienleben spielte sich immer mehr in der Gemeinde und der Synagoge ab“, hieß es. Da die Familie die polnische Staatsangehörigkeit besaß, gehörte sie zu den 33 Jüdinnen und Juden, die in der sogenannten Polenaktion am 28. Oktober 1938 aus Rostock an die deutsch-polnische Grenze deportiert und ausgesetzt wurden.
Die insgesamt 70 aus Mecklenburg abgeschobenen Juden kamen aus Rostock, Güstrow, Teterow, Neubrandenburg und Ribnitz. Die meisten seien während der deutschen Besatzung ab 1939 in Ghettos oder Konzentrationslager verschleppt worden, hieß es. Von den aus Mecklenburg Abgeschobenen hätten sich 16 vor der Deportation, Zwangsarbeit und dem gewaltsamen Tod durch Emigration nach Chile, Finnland, Großbritannien, Palästina und die USA retten können.
„Leider wissen wir nicht mehr vom weiteren Schicksal der Familie Nowak: Ob sie bei Verwandten in Polen unterkommen konnten oder sich allein durchschlagen mussten. Sie wurden nach Łomża, im Nordosten Polens gelegen, deportiert“, hieß es. Das Ghetto wurde 1941 eingerichtet. „Irgendwann danach kam die Familie ums Leben.“ Und so sei es auch auf den Denksteinen verzeichnet: „1938 in der “Polenaktion„ deportiert, ermordet im Ghetto Łomża“.