Da ist eine Initiative von Kleinbauern in Mexiko, die Honig herstellen. Wer den kauft, unterstützt den fairen Handel und sorgt für gerechtere Lebensbedingungen im Land. Sie lesen darüber auf Seite 10 in dieser Ausgabe. Eine gute Sache.
Zwei Seiten weiter, auf Seite 12, geht es um Handy-Apps, die das Klimafasten unterstützen. Damit kann ich mir anzeigen lassen, wieviel CO2 der Mexiko-Honig verbraucht, um in unseren Supermarktregalen zu landen – und plötzlich sieht die Kleinbauern-Initiative gar nicht mehr so gut aus.
So wie in diesen beiden Fällen nötigt der Alltag immer wieder zu zweischneidigen Entscheidungen. Spanische Bio-Gurken in Plastikfolie oder die ohne Plastik aus dem holländischen Gewächshaus? Mineralwasser in schweren Pfandglas- oder in leichten Einwegplastikflaschen? Egal, was ich tue – ich mache etwas falsch. Irgendetwas muss ich tun – aber was?
Um solche Entscheidungen zu treffen, ist es gut, wenn ich weiß: Zwar kann ich nicht alles richtig machen – aber doch einiges. Zum Beispiel beim Honig: Wenn mir der faire Handel wichtig ist, kaufe ich den Honig aus Mexiko. Wenn ich mehr Wert auf die Bewahrung der Schöpfung lege, greife ich zum Honig eines Bio-Imkers aus der Region. Beides hat Vor- und Nachteile. Was mir wichtiger ist, darf und muss ich selbst entscheiden.
Denn wer mit seinem Kaufverhalten die Welt ein wenig besser machen möchte, muss irgendwo anfangen, und sei es noch so klein und kläglich. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und auch kleine Erfolge machen Mut und Lust auf mehr.
Wer dann ein wenig weiterdenkt, findet oft doch noch eine Möglichkeit, scheinbar widerstreitende Forderungen miteinander zu vereinen. Warum nicht den Honig aus der Region kaufen und dafür beim Kaffee, der in Deutschland nun einmal nicht angebaut werden kann, die fair gehandelte Ware wählen? Für solche Lösungen braucht es nur etwas Kreativität, ein wenig Denken außerhalb der eingefahrenen Gleise. Es kann sogar Spaß machen, nach solchen Alternativen zu suchen.
Dabei geht es nicht um den moralisch erhobenen Zeigefinder oder um eine neue Perfektionismus-Masche. Wir werden auch weiterhin unseren schädlichen Fußabdruck hinterlassen, egal nach welchen Maßstäben wir einkaufen. Und trotzdem gilt: Einfach wegschauen geht nicht. Gott hat uns diese Welt anvertraut, um sie zu bebauen und zu bewahren. Verantwortung für uns und unsere Mitgeschöpfe ist Teil unseres Glaubens. Ein wenig Gedankenenergie und Phantasie dürfen wir da schon investieren.
Übrigens: Die Sache mit den Gurken lässt sich auch mit der Devise „Weniger ist mehr“ lösen. Wer Gurken dann kauft, wenn sie in Deutschland wachsen, bekommt die Bio-Variante aus der Region, die nicht mit Plastik geschützt werden muss. Und für die Monate außerhalb der Gurkensaison gibt es ganz leckere Rezepte für Kohl-,
Möhren- oder Rote-Beete-Salat. Experimentieren Sie – dann kann aus einem scheinbaren Verzicht sogar noch ein Gewinn werden.